Name: Tina Skourtellis

Beruf: Mitarbeiterin beim Stadtsportbund Düsseldorf e.V.

Sportbezug: seit der Kindheit verrückt nach Sport

 

Portrait Tina

Interview mit Tina

Welche Sportarten hast du gemacht bzw. machst du selbst? Was hat dir daran Spaß gemacht / macht dir daran Spaß? 

Mit ca. 8 Jahren hatte ich meine ersten Fußballschuhe und meine eigene „Pocke“ von meinem Vater geschenkt bekommen. Damals war ich jeden Tag draußen und habe stundenlang den Ball gegen die Mauer einer Turnhalle geschossen, bis er irgendwann oben auf dem Hallendach lag. Auf die Idee mich in einem Fußball-Verein anzumelden, ist damals allerdings niemand gekommen. So habe ich entweder in der Schule mit den Jungs gespielt oder in unserem Garten mit meinem Vater.

Aber auch Laufen, Springen und Werfen war in meiner Kindheit allgegenwärtig, so dass ich mit ca. 10 Jahren in einem großen Leichtathletik-Verein in meiner Heimatstadt Hagen angemeldet wurde. Bis zum Alter von 16 Jahren bestimmte die Leichtathletik auf Leistungssport-Niveau mein Leben, sprich jeden Tag zum Training und am Wochenende Wettkämpfe. Ein Höhepunkt war mal ein dritter Platz in Westfalen im Fünfkampf (Mannschaftswertung), da war ich 13 Jahre alt.

In den Jahren danach betrieb ich Sport „nur“ als Hobby, hauptsächlich Fußball (als Torfrau), Sportklettern und Biken. Aktuell sind meine Leidenschaften Bouldern und Beachvolleyball.

Sport war schon immer Medizin für mich. Bis heute kann ich mir ein Leben ohne Sport und Bewegung nicht vorstellen. Es ist aber nicht nur die pure Bewegung die mir Spaß macht. Das Treffen mit Freunden ist mindestens genauso wichtig.

Neben meiner Leidenschaft selber Sport zu treiben, interessiert mich alles, was mit den Olympischen Spielen zu tun hat. Schon als Kind hat mich Olympia fasziniert und ich schaue mir fast alles an, wenn die Spiele im Fernsehen übertragen werden. Leider war ich noch nie live vor Ort, aber ich habe bei der Einkleidung der deutschen Olympia-Mannschaft für Pyeongchang 2018 und bei der Olympia-Team Rio 2016 Willkommensfeier als Volunteer gearbeitet. Das waren einmalige Erlebnisse!

Du bist im Sport hauptamtlich und ehrenamtlich tätig. Wie kam es dazu? Was machst du?

Ich hatte schon viele berufliche Stationen, die nichts mit Sport zu tun hatten. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass mein berufliches Zuhause im Sport ist. Über ein paar Umwege bin ich nun beim Stadtsportbund in Düsseldorf gelandet und total glücklich hier. Für mich ist es wichtig, einen Beitrag für die Sportwelt zu leisten, sprich etwas „Sinnvolles“ tun. Das kann ich mit meiner Arbeit wundervoll umsetzen! Es ist immer wieder schön, wenn wir unseren Sportvereinen helfen können, besonders jetzt in der Corona-Pandemie.

Neben deinem beruflichen Einsatz für den Sport, bist (warst) du ehrenamtlich u. a. bei den EuroGames2020 oder der BuNT (BundesNetzwerkTagung queerer Sportvereine) aktiv und setzt dich für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Sport ein. Warum machst du dich für diese Themen stark?

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. 

Das liegt zum einen daran, dass ich selber als lesbische Frau im Sport unterwegs bin und zum anderen leitet mich da wahrscheinlich mein starker Gerechtigkeitssinn. Im (Leistungs-) Sport gibt es immer noch die traditionellen Geschlechterbilder von Mann und Frau. Dadurch haben es viele Menschen, die nicht in dieses Bild passen, schwer im Sport Fuß zu fassen. Die Strukturen im organisierten Sport sind noch nicht so, wie sie sein müssten damit es den „Sport für alle“ gibt. 

Und es gibt noch viel zu viel Diskriminierung im Sport, daran möchte ich was ändern.

Meine Motivation ist recht einfach: Ich finde es einfach toll, wenn alle Menschen Sport treiben können, egal wer und was sie sind. Und das Ganze so diskriminierungsfrei wie möglich.

Tina mit dem DOSB Maskottchen

Hast du oft mit Vorurteilen zu kämpfen?

Vorurteile begegnen mir jeden Tag. Unsere Gesellschaft ist nun mal heteronormativ, sprich die duale Einteilung in „Mann“ und „Frau“ und die Heterosexualität wird als „normal“ angesehen. Zum Glück verändert sich das Bewusstsein, leider nur langsam. Vor allem im Sport ist es für trans*, inter* und nicht-binäre Personen sehr schwierig.

Seit meinem Coming-Out vor ca. 30 Jahren gehe ich mit meiner Homosexualität sehr offen um. Mit meiner Offenheit habe ich mir allerdings nicht nur Freunde gemacht, und leider auch selber Diskriminierung erfahren.

Was würdest du anderen Menschen im Sport empfehlen, die sich erstmalig mit dem Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Sport beschäftigen wollen?

Ich empfehle allen sich erstmal ein Basiswissen zu verschiedenen Themen anzueignen. Es gibt mittlerweile viel Literatur, aber auch gute Online-Selbstlernkurse zu diesen Themen. Ich habe an einem Online-Kurs mitgewirkt, der im März 2021 veröffentlicht wurde. Der Kurs „Rolle(n) vorwärts: Geschlechtergerechtigkeit im Sport “ist genau der richtige Einstieg in das Thema. Dieser Kurs ist eine Kooperation zwischen dem Landessportbund NRW und der FUMA Fachstelle Gender & Diversität NRW. (Hier zu finden.)

Ansonsten kann ich nur empfehlen neugierig zu sein und den Mut zu haben, diese Themen im eigenen Sportverein auch mal anzusprechen. 

Was wünschst du dir für den Sport? 

Ich wünsche mir, dass unsere Gesellschaft ein größeres Bewusstsein für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt entwickelt. Dieses sollte sich auch bei den Sportverbänden und Sportgremien soweit etablieren, dass Sport und Wettkampf diskriminierungsfrei stattfinden kann. Erste Schritte sind teilweise getan, aber wir sind noch lange nicht am Ziel.

Ich wünsche mir da von allen Beteiligten eine gewisse Kompromissbereitschaft und einen respektvollen Umgang mit allen Menschen. Auch wenn der Leistungssport ein Wirtschaftsfaktor ist, sollte immer noch Fairness die oberste Regel sein.

Welchen Tipp gibst du anderen mit auf den Weg?

Sich selber treu bleiben, mutig sein und offen und ehrlich mit dem gegenüber umgehen. Es lohnt sich immer für eine Sache zu kämpfen und sich Verbündete zu suchen. Lebt eure Träume!