Name: Franziska Brauße
Beruf: Sportsoldatin
Sportbezug: Bahnradsport
Instagram: @franzibrausse
Franziskas Story
Als ich 6 Jahre alt war, habe ich mit Ballett angefangen und im Alter von 12 damit aufgehört. Einmal im Jahr hatten wir damals einen größeren Auftritt für die Eltern/Freunde auf den wir “hintrainiert” haben. Allerdings hat es mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht und es gab mir zu viel Zickenkrieg, weswegen ich dann aufgehört habe.
In den letzten 1,5 Jahren, in denen ich getanzt habe, bin ich nebenher auch schon ab und zu mit meinem Papa und meinem Bruder Rad gefahren. Mein Vater fährt schon gefühlt seit ich denken kann Rennrad und hat auch an ein paar Wettkämpfen teilgenommen. Irgendwann hat mein Bruder dann damit angefangen und dann wollte ich es auch mal probieren. Bei einer Ausfahrt haben wir dann den Trainer des TSV Betzingen getroffen und der hat mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mal ins Training zu kommen. Das habe ich dann auch gemacht. Mein erstes Anfängerrennen bin ich 2011 gefahren und 2012 dann meine erste richtige Saison mit Lizenz.
Mittlerweile trainiere ich im Schnitt so 20 Stunden in der Woche. Dazu kommen dann noch Athletik- und Krafttraining. Die Dauer und Intensität der jeweiligen Einheit variiert je nach dem in welcher Phase der Vorbereitung ich bin. Ganz grob kann man sagen, umso näher ein wichtiges Rennen kommt, umso kürzer und intensiver werden die Einheiten. Doch wie jeder Leistungssportler will ich immer besser werden und habe Ziele, die ich erreichen will, was mich auf jeden Fall motiviert.
Allerdings bringt das Training auch viele Entbehrungen mit sich. Während der Schulzeit konnte ich mich zum Beispiel nicht jeden Mittag mit Freunden treffen oder am Wochenende auf Partys gehen, da ich meist trainieren durfte oder auf Wettkämpfen war. Auch Schule und Leistungssport waren nicht immer so einfach miteinander zu vereinbaren. Ich war nie die beste aber auch nie die fleißigste Schülerin. Durch meine doch nicht wenigen Fehltage in der Schule hat mir auch immer bisschen Stoff gefehlt, den ich oft nicht so optimal nachgeholt habe. Ich bin nach der 11. Klasse vom Gymnasium gegangen und habe bei der Volksbank Reutlingen ein knapp zweijähriges Praktikum gemacht und so noch meine Fachhochschulreife bekommen.
Mittlerweile bin ich ja nicht mehr in der Schule und jetzt ist es halt so, dass ich oft weg bin von daheim und meine Familie/Freunde und meinen Freund oft über mehrere Wochen nicht sehe, was auch nicht immer leicht ist. Andersherum hatte ich jedoch auch das Glück, durch meinen Sport viele neue Freunde kennengelernt und Länder bereist zu haben, in die ich sonst nicht gekommen wäre. Zudem macht der Sport mir natürlich riesig Spaß, sonst würde ich es nicht machen. Ich denke außerdem, dass er mich persönlich gut weiterbringt und so z.B. meine Durchsetzungsfähigkeit, meine Motivation und mein Arbeitswille gestärkt werden, was mich hoffentlich für das Leben nach dem Leistungssport weiterbringt.
Ohne Unterstützung der Familie und von Freunden ist es allerdings sehr schwierig seinen Traum vom Leistungssport zu erfüllen. Ich hatte und habe zum Glück immer noch eine riesige Unterstützung und Alle stehen hinter mir und meinen Träumen. Zudem machen Sponsoren das Ganze einfacher, auch wenn es prinzipiell nicht immer einfach ist, welche zu finden, denn man braucht Leute, die den Sport sowie man selbst liebt und die sich gleichzeitig mit einem als Sportler identifizieren können. Den ein oder anderen Sponsor habe ich aber zum Glück. Für mich ist zudem die Bundeswehr sehr wichtig, denn durch diese muss ich mir nicht so viele Gedanken machen, wie ich neben dem Sport Geld verdienen kann. Die Bundeswehr ist neben der Bundespolizei einer der größten Förderer für den Sport und ich denke jeder Sportler ist froh darüber, solche Unterstützung zu haben. Neben dem Sport ist es allerdings auch sehr wichtig, ein zweites Standbein aufzubauen. Auch hier bietet die Bundeswehr Studiengänge an.
Bisher haben sich die Entbehrungen und das harte Training auch ausgezahlt: So wurde ich bisher unter anderem Europameisterin (Einerverfolgung), erreichte den 3. Platz bei der Weltmeisterschaft (Einerverfolgung und Mannschaftsverfolgung) und wurde elfmal Deutsche Meisterin. Doch ich will mehr und aktuell ist mein größtes sportliches Ziel die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokyo 2021.
Doch mein Weg war nicht immer leicht. 2018 bin ich zum Beispiel am Pfeiffrischen Drüsenfieber erkrankt. Das waren auf jeden Fall keine schönen Monate. Zudem hat man als Radsportler oft mit Vorurteilen zu kämpfen. So muss man sich zum Beispiel von anderen anhören, dass alle Radfahrer gedopt seien. Wenn man seinen Sport fair betreibt, ist das natürlich sehr unschön. Vor ein paar Jahren wurde auch kaum (positiv) über den Radsport berichtet. Allerdings wird die Berichterstattung im Radsport meiner Meinung nach aktuell schon wieder besser. Mittlerweile steigt das Medieninteresse wieder an und somit auch das allgemeine Interesse am Sport. Zwar werden nach wie vor eher die Männerwettkämpfe übertragen, auch wenn die Anzahl der Frauenrennen so langsam zunimmt.
Für viele ist der Radsport immer noch die “Doping-Sportart” schlechthin. Ich würde mir wünschen, dass sich das Denken dieser Leute ändert. Oft ist es nicht ungefährlich draußen zu trainieren, viele Autofahrer können die Geschwindigkeit von Radsportlern nicht richtig einschätzen oder überholen mit einem sehr geringen Abstand. Hier würde ich mir mehr Rücksicht von Autofahrern wünschen.
Des Weiteren würde ich mir wünschen, dass es mehr Zeit und Anerkennung für das Ehrenamt in Vereinen gibt. Denn ohne die Vereine bleibt auch der Nachwuchs aus. Und dem Nachwuchs kann ich nur raten: Trainiert fleißig weiter 😉
Zum Schluss möchte ich noch sagen:
Danke an alle, die mich unterstützen und hinter mir stehen. Ohne euch hätte ich es nicht so weit geschafft!
Mein Tipp an andere:
Lasst euch nicht vorschreiben, was ihr schaffen könnt und was nicht. Wenn ihr es wirklich wollt, könnt ihr alles schaffen!
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