Name: Antje

Beruf: Ich habe offiziell einen Abschluss als Kunst- und Medienwissenschaftlerin und im Bachelor auch mal Gender Studies studiert. Studiert habe ich aber eher aus Interesse und vorher sowie nebenbei Schulklassen im Bereich Antidiskriminierung geteamt. Da ich großer Fußballfan, aber auch ein politisch engagierter Mensch bin, habe ich irgendwann angefangen, Vorträge zu den Themen Sexismus, Homophobie und Selbstermächtigung im Fußball zu halten, Workshops zu geben, zu moderieren und die Wanderausstellung Fan.Tastic Females zu koordinieren. Das ist jetzt irgendwie zu meinem Beruf geworden. Hobby und Arbeit liegen also nah beieinander. Ungefähr einmal im Monat lege ich auch noch auf. Am liebsten RnB, Hip Hop, 80er oder düsteren, treibenden Techno.

Sportbezug: Seit dem ich ein kleines Mädchen bin, bin ich Werder Bremen Fan. Ich habe selber acht Jahre lang Fußball gespielt und arbeite, experimentiere und netzwerke viel im Fußball, vor allem im Männerfußball.

Fan.Tastic Females Homepage: fan-tastic-females.org

Facebook: facebook.com/FootballHerStory/

Instagram: fan.tastic.females.org

Empfehlung: Die Netzwerke F_in – Frauen im Fußball und Fußballfans gegen Homophobie sowie der Instagram Account Fußball Ficken Feminismus

Antjes Story

Als Kind habe ich viel einstecken müssen, weil ich als Mädchen Fußball und Werder Bremen cool und spannend fand. Die Jungs in meiner Klasse fanden das komisch und meinten, Fußball sei nichts für Mädchen. Außer mir hatte ich nicht so wirklich weibliche Vorbilder und habe deswegen unter den Sprüchen gelitten. Am liebsten wollte ich deshalb immer ein Junge sein. Bloß nicht auffallen, einfach normal sein. Trotz allem war Werder Bremen und auch selber Fußball spielen weiter meine Leidenschaft und irgendwo auch oberste Priorität, weswegen ich mit 11 auch in einem Jungen-Team angefangen habe, Fußball zu spielen. Ein Mädchenteam gab es in meinem Dorf noch nicht.

Weil ich so früh am eigenen Leib gemerkt habe, was es heißt, nicht ernst genommen oder gleich behandelt zu werden, habe ich früh einen Gerechtigkeitssinn und eine Art feministisches Verständnis entwickelt und mein Ding durchgezogen. Als ich mit 19 aufgehört habe, selber aktiv Fußball zu spielen, bin ich regelmäßig zu den Heim- und Auswärtsspielen von Werder gefahren und bin dort seither in der Fanszene organisiert. 

Mit den Jahren ist Feminismus und Fußball zu meinem Fokus geworden. Es gibt trotz steigender Präsenz von Frauen, immer noch viele Ausschlüsse, Abwertungen, Sexualisierung, sexuelle Übergriffe und einfach ne Menge Mackertum. Das gilt für den Männer- wie den Frauenfußball, auch wenn die Akzeptanz für Frauen im Frauenfußball logischerweise ne andere ist. An Anerkennung und finanzieller Unterstützung mangelt es da allerdings auch, aber das ist ein anderes Thema.

Auf einem Netzwerktreffen von Fußballfans gegen Homophobie im Jahre 2016 bin ich Daniela Wurbs begegnet, die damals noch CEO des Fannetzwerkes Football Supporters Europe war und die Idee im Kopf hatte, dem ganzen negativen Kram eine Ausstellung über weibliche Fankultur in Europa entgegen zu setzen. Weil uns gibt es ja: weibliche Fans, die genauso brennen, wie die Typen. Ich war gerade mit meinem Studium fertig und hatte außer meiner Workshops und Vorträge keinen Plan, was ich machen sollte, also bin ich mit eingestiegen und habe zusammen mit ihr und einem Projektteam, die DIY Ausstellung von A bis Z konzipiert. Wir haben echt alles gemacht: Anträge geschrieben, uns den Namen ausgedacht, Interviews geführt, diese transkribiert, übersetzt, beim Schneiden unterstützt und alles in ein Ausstellungsformat gebracht. Knapp zwei Jahre und unendlich viele Arbeitsstunden, Tränen und Schweißtropfen später, wurde die Ausstellung in Hamburg endlich eröffnet und ist seither auf Tour. 

Am Ende haben wir über 90 Frauen aus 21 Ländern zu ihrer Leidenschaft, ihren schönsten und negativen Momenten befragt und die Ergebnisse in ein fünf minütiges Videoportrait gegossen, welche man auf thematischen Panels mit einem QR-Code scannen kann. Voll multimedial. Rund um die Ausstellung gab es eigentlich immer ein Rahmenprogramm, was ich koordiniere, mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und so weiter. 

Am Ende haben wir über 90 Frauen aus 21 Ländern zu ihrer Leidenschaft, ihren schönsten und negativen Momenten befragt und die Ergebnisse in ein fünf minütiges Videoportrait gegossen, welche man auf thematischen Panels mit einem QR-Code scannen kann. Voll multimedial. Rund um die Ausstellung gab es eigentlich immer ein Rahmenprogramm, was ich koordiniere, mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und so weiter. 

Inzwischen waren wir schon in knapp 30 Städten und vier Ländern. Oft reise ich mit und spreche über Frauen im Fußball, Sexismus, aber auch über die Perspektiven, Empowerment und Möglichkeiten. Es gab super viel positives Feedback, einige Diskussionen um Sichtbarkeit für das Thema und vor allem eins: Vorbilder. Das ist mir besonders wichtig, damit weibliche UND männliche Fußballfans heute hoffentlich mit anderen Role Models groß werden oder es ein kleines Stückchen egaler ist, wer da im Stadion steht. 

Mein Tipp an andere:

Bildet Banden. Sucht euch Verbündete und dann gehts los. Wenn ihr für etwas brennt, lasst euch nicht bremsen oder den Spaß nehmen, sondern steht dafür ein und lebt, was ihr liebt.

Fotos: Ariane Gramelspacher