Name: Christine Weber

Beruf: Schülerin

Sportbezug: Fechterin (Säbel), Bundeskader NK1

Athletinnenprofil: sportathleten.de

Instagram: @influfencer

Verein: FC Würth Künzelsau 

Christine posiert in ihrem Nationaltrikot

Christine’s Story

Eigentlich war es reiner Zufall. Als ich das erste Mal die Schul-AG „Fechten“ besucht habe, wusste ich noch gar nichts über den Sport. Mit neun Jahren kannte ich bisher nur das Training in der Rhythmischen Sportgymnasitk, das ich zu diesem Zeitpunkt bereits ein paar Jahre besucht habe. Schon nach kurzer Zeit lud mich mein Trainer in das „echte Training“ ein, denn der Verein suchte damals talentierte Kinder, für das er mich wohl hielt. Ich war von Anfang an begeistert. Der Zweikampf Mann gegen Mann, Frau gegen Frau oder eher Kind gegen Kind faszinierte mich von der ersten Stunde. Kämpfen, die Gegnerin überlisten und als Ende als Siegerin von der Bahn zu gehen, war von Anfang an eher mein Ding, als ausschließlich ästhetische Bewegungen vorzuführen. Trotzdem habe ich mir bis heute auch von meiner ersten Sportart etwas erhalten: Mir ist die Technik und ein schöner Stil auch im Fechtsport sehr wichtig. Ich freue mich auch nach zehn Jahren Training noch immer, wenn ich neue Elemente in mein Repertoire übernehmen kann und diese dann beim Wettkampf erstmals zeige.

Fechten ist ein Kampfsport. Das verstehen viele falsch, weil es bei uns keinen direkten Körperkontakt gibt. Es geht immer darum, die Gegnerin mit den eigenen Aktionen zu schlagen und auf ihre Ideen vorbereitet zu sein. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, was man in bestimmten Situationen machen kann. Dadurch kann ich genauso fechten, wie es zu mir passt. Jede Fechterin ist anders und das faszinieret mich. Es gibt keine Wertung für eine bestimmte Art der Bewegungsausführung. Auch wenn mir der Stil wichtig ist, muss ich sowohl gegen technisch unkonventionelle als auch sehr gut ausgebildete Sportlerinnen die passende Antwort finden und mich dabei mit meinem eigenen Fechten wohl fühlen.

Christine posiert in ihrem Nationaltrikot

Nach den ersten Erfolgen und Titeln auf Landes-Ebene, folgten die ersten nationalen Podestplatzierungen. In der U13 wurde ich bei der deutschen Meisterschaft Dritte. Ein erster großer Motivationsschub für mich. Kurz darauf kam es aber zu einem großen Einschnitt. Von einem Tag auf den anderen kam es nach Streiterein in meinem ersten Verein zu einem kompletten Zusammenbruch der Trainingsgruppen. Alle Fechter und Fechterinnen mit ähnlichen Ambitionen verließen die Trainingsgruppe, in der ich bisher trainiert hatte. Ich gehörte auch zu dem guten Dutzend, die sich neu orientieren musste. Als junge Kaderfechterin gab es nicht so viele Optionen in Deutschland und ich entschied mich einen Wechsel nach Künzelsau (in der Nähe von Schwäbisch Hall) und zog dort ins Internat. Eine gute Entscheidung! Bereits in der U14 holte ich mir den deutschen Meistertitel und knüpfte auch in der U17 an meine Erfolge an. Mit 15 Jahren qualifizierte ich mich erstmals für die U17-Europameisterschaft in Foggia/Italien. Spätestens von da an wusste ich, dass internationale Erfolge das sind, wofür ich jeden Tag alles im Training gebe.

Auch 2020 lief es bei mir sehr gut. Als Deutschlands Nummer zwei war ich wieder sicher für die Europa- und Weltmeisterschaft qualifiziert. Bei der EM in Porec/Kroatien im Februar nahm ich die Corona-Pandemie das erste Mal richtig wahr. Erste Flüge meiner internationalen Konkurrentinnen wurden gestrichen und im Hotel, in der die meisten SportlErinnen und Sportler untergebracht waren, brach Unruhe aus. Trotzdem habe ich noch nicht im Traum daran gedacht, dass meine Weltmeisterschaft in Salt Lake City/USA abgesagt wird. Darauf hatte ich lange trainiert und mich sehr gefreut.

Fanny mit ihrem Team

Es folgte die Corona-Zeit. Keine Wettkämpfe, keine Lehrgänge und für mich eine besonders komplizierte Situation. Zwar durfte ich als Kadersportlerin zwar eigentlich in der Halle trainieren, nur meine Schule und mein Internat waren geschlossen. Mehrmals wöchentlich verbrachte ich daher also viel Zeit auf der Straße – aber nicht nur im Auto. Neben dem gemeinsamen Training mit der Gruppe, für das ich 300 Kilometer Fahrt in Kauf nehmen musste, traf ich mich mit meiner Freundin und Kaderkollegin Fanny Straub in Nürnberg auf abgelegenen Straßen. Unser Trainer brachte eine Fechtbahn mit und so improvisierten wir eben ein bisschen. Ich habe zumindest noch nie so viel Interesse am Fechtsport gespürt, wie von den Passanten, die unser Training beobachteten.

Nach den ersten Wettkämpfen, die nun wieder stattfinden, wurde ich in den Bundeskader berufen. Auch das brachte einen neuen größeren Einschnitt mit sich. Ich entschied mich an den Bundesstützpunkt nach Dormagen zu ziehen. Dort wohne ich jetzt im Sportinternat und mache mein Abitur. Ich trainiere jetzt häufiger mit der Nationalmannschaft der Frauen und hoffe, in den nächsten zwei Jahren den Sprung in den Erwachsenenbereich möglichst erfolgreich zu schaffen. Vorher will ich aber noch die letzten beiden möglichen Welt- und Europameisterschaften im Nachwuchs erfolgreich bewältigen.