Name: Anna
Beruf: Sozialarbeiterin
Sportbezug: Studium, Fußball, Volunteer (UEFA, DFB, FVM); Discover Football
Homepage: dshs-koeln.de/ma_dev

Annas Story

„Sozialarbeiterin und jetzt machst du einen Master an der Sporthochschule? Wie passt das denn zusammen?“ Diese Frage höre ich relativ häufig. Für mich selbst hat sich diese Frage eigentlich nie gestellt. Für mich passen diese beiden Bereiche nämlich super zusammen und es sollte eigentlich eine größere Kooperation angestrebt werden.

Aber fangen wir von vorne an.

Ich war schon immer sport- und speziell fußballbegeistert und vor allem auch der Frauenfußball liegt mir sehr am Herzen. Als ich auf der Suche nach einem Thema für meine Bachelorarbeit war, wollte ich über etwas schreiben, wofür ich mich interessierte und begeistern konnte. Natürlich wollte ich gerne über etwas schreiben, bei dem ich mir vorstellen konnte in den vier Monaten des Schreibens nicht die Motivation und Lust zu verlieren. Da war es relativ logisch, dass der Fußball irgendwie mit eingebaut werden musste.

Ein weiteres Thema, wofür ich mich besonders interessierte war Gleichberechtigung und Empowerment. Und so entstand letztendlich die Bachelorarbeit mit dem Titel: „Sport, Gender und Soziale Arbeit. Frauenfußball als Mittel zur Durchsetzung von Geschlechtergleichberechtigung.“ Teilweise war es sehr ernüchternd zu lesen, wie Frauen im Sport, speziell im Fußball immer noch auf vielfältigen Ebenen diskriminiert werden. Allerdings fand ich auch gerade die Texte in Bezug auf Geschlecht und Gender sehr spannend zu lesen. Insbesondere die Konstruktion von Gender und den zugeschriebenen Rollen usw. fand ich dabei interessant. Denn dies bedeutet letztendlich, dass es eben nur konstruiert und dementsprechend auch veränderbar ist.

Außerdem machen auch verschiedene Bewegungen und Initiativen Mut für die Zukunft. Fußball, oder der Sport allgemein, hat das Potential gesellschaftliche Barrieren aufzubrechen und Strukturen zu verändern. Jedoch geschieht dies nicht einfach so. Es bedarf einer gezielten Inszenierung mit ausgearbeiteten Konzepten. Allerdings kann der Sport allein auch nicht alles ändern, jedoch birgt er zumindest gewisse Potentiale zur positiven Veränderung.

So, Bachelorarbeit fertig, doch was sollte danach kommen? Ich war noch nie die planungs- und entscheidungsfreudigste Person. Ich hatte mir aber in den Kopf gesetzt, die beiden Themenbereiche Sport und Soziale Arbeit auch zukünftig irgendwie unter einen Hut zu bringen. Doch wie finde ich in einen Masterstudiengang oder Arbeitsplatz, der diese Elemente verknüpft? Glücklicherweise war die Suche gar nicht so schwer und an der Sporthochschule in Köln bin ich mit dem Studiengang „International Sport Development and Politics“ fündig geworden, um tiefgründigeres Wissen im Bereich der sozialen, soziologischen und politischen Aspekte des Sports zu erlangen.

Eine Organisation, über die ich während der Recherche meiner Bachelorarbeit gestoßen bin, war die RheinFlanke. Bei dieser hatte ich mich dann auch kurzerhand beworben. Als Jugendhilfeträgerin nutzt sie den Sport gezielt als Methode in ihrer Arbeit mit jungen Menschen. Und so lebe ich nun in Köln, studiere an der SpoHo und arbeite nebenbei bei der RheinFlanke, vorwiegend in der Mädchenarbeit. Zusätzlich engagiere mich bei Discover Football, die es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt haben, Mädchen und Frauen zu empowern. 

Eines der zahlreichen Angebote ist ein Fußballprojekt für geflüchtete Mädchen und junge Frauen. Natürlich steht der Spaß an erster Stelle, jedoch hat das Projekt auch zum Ziel, die Teilnehmerinnen bewusst zu stärken und ihnen über den Fußball Selbstvertrauen zu vermitteln. Durch gezielte Workshops können sie sich mit ihrer Rolle als Mädchen/Frau und Fußballerin auseinandersetzen und gegebenenfalls Schwierigkeiten oder Vorbehalte in der Familie, Schule, Freundeskreis etc. in einem geschützten Rahmen miteinander austauschen, thematisieren und diskutieren. Der Großteil des Projekts findet aber natürlich auf dem Fußballplatz statt, denn das ist es, was die Teilnehmerinnen am meisten wollen: einfach Fußball spielen.

Mein Tipp an andere:

Hab keine Angst vielleicht mal etwas zu tun, was nicht direkt „typisch Mädchen“ ist. Mache einfach das, was dir gefällt und Spaß macht. Wer entscheidet schon, was „typisch Mädchen“ oder „typisch Junge“ ist oder schreibt dir vor, wie du dich „geschlechtstypisch“ zu verhalten hast?

Auch du kannst ein Umdenken in der Gesellschaft (wenn vielleicht auch erstmal nur bei einer oder zwei Personen in deinem Umkreis) anregen. Damit trägst du auch einen kleinen Teil dazu bei, die konstruierten Genderrollen in der Gesellschaft aufzubrechen. Nur so kann langfristig gesehen jedem Mädchen/ jeder Frau die gleichen Chancen ermöglicht werden. Denn schon jeder kleine Schritt kann der Anstoß für viele weitere kleine Schritte sein, die letztendlich zu etwas Großem führen können.