Name: Lisa Fröbus
Beruf: Studentin
Sportbezug: Leichtathletik (Sprinten)
Homepage: lgolympia.de

Lisas Story

Wenn ich mich zurückerinnere, dann habe ich mit sieben Jahren mit dem Laufen angefangen. Ich bin durch eine Freundin dazu gekommen, denn ihr Vater war der Trainer einer Kindergruppe in einem Laufverein.

Damals bin ich hauptsächlich Mittelstrecke gelaufen, also 800m und mehr. Ich hatte immer viel Spaß dabei, weil man sich immer schön austoben konnte und Energie, von der man als Kind ja mehr als genug hat, rauslassen konnte.

Mit sieben Jahren habe ich auch schon meinen ersten Dreikampf bestritten. Der besteht aus 50m Sprinten, Weitsprung und Schlagballwurf. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass der Wettkampf besonders gut lief, denn bei meinen ersten 50m aus einem Startblock (oh man, ich wusste nicht mal richtig, wie man den benutzt) bin ich vor lauter Schreck vor dem Startschuss im Startblock sitzen geblieben.

Beim Weitsprung war ich so mittelmäßig und werfen konnte ich noch nie richtig. Ich habe wirklich wie ein Mädchen geworfen und das leider zum Missfallen meines Vaters. Seine Versuche mir das Werfen beizubringen sind alle gescheitert. Aber ich würde mal behaupten, man kann nicht alles.

Allerdings bin ich am liebsten die 800m gelaufen. Das einzige Problem, das ich damals hatte, war der nötige Ehrgeiz. Aber das kann als Kind wohl schon mal vorkommen, auch wenn ich nicht weiß, woran es bei mir gelegen hat. Gott sei Dank hat sich das geändert😉.

Der Sport war ein wunderbarer Ausgleich und auch Zeitvertreib. Ich habe bis ich 12 Jahre alt war viele Wettkämpfe bestritten, würde aber jetzt nicht von mir behaupten, dass ich besonders gut war. Aber geht es wirklich immer darum? Klar, es gibt immer Kinder, die schon früh Ehrgeiz entwickeln und immer mehr wollen. Das bewundere ich, aber es ist auch keine Schande, nicht von Anfang an im Sport aufzugehen.

Mit 12 Jahren hatte ich dann immer häufiger Knieschmerzen. Nach einem Arztbesuch teilte mir die Ärztin völlig emotionslos mit, dass ich mein Leben lang kein Sport mehr machen dürfe, weil meine Knochen abnutzen würden. Es war eine super Diagnose, die man natürlich einem 12-jährigen Mädchen ins Gesicht schmettern kann. Die Nachricht traf mich wie ein Schlag und ich war so frustriert, dass ich trotz der guten Zusprache meiner Mutter mit dem Sport aufhörte. Ob das so gut war, kann ich auch rückblickend nicht so gut beurteilen. Aber feststeht, dass ich, als ich wieder mit dem Laufen anfing, mein Ehrgeiz und mein Ansporn sich sehr gut entwickelt hatten.

Nach drei Jahren ohne Sport entschied ich mich dann doch noch einmal den Sport in Angriff zu nehmen. Allerdings wollte ich in einen richtigen Leichtathletikverein, da ich unbedingt auch mal andere Disziplinen ausprobieren wollte. Es war gut, dass ich diese Entscheidung aus eigenem Antrieb traf, denn so entwickelte sich doch schon ein gewisser Ansporn. Bei der Wahl des Vereins blieb mir jedoch keine große Wahl, da es bei uns auf dem Land nur einen Leichtathletikverein gab.

Dafür hatte man dort die Möglichkeit, die verschiedenen Disziplinen der Leichtathletik auszuprobieren und auszuüben.

Bei meinem ersten Probetraining ging es sofort an die Hürden ran und ich war so begeistert von der Vielseitigkeit, dass ich direkt begann, 3-mal die Woche zu trainieren. Meine Knie meldeten sich nicht mehr zu Wort und bald hatte ich die Diagnose vergessen, denn ich konnte mir das Gegenteil beweisen.

Mein erster Wettkampf lief viel besser als erwartet, denn ich schaffte es gute Zeiten zu laufen (sie waren nicht überragend, aber man konnte drauf aufbauen) und zudem war ich sogar besser als einige Mädchen, die im Training sonst immer besser waren.

Nach einigen Wettkämpfen stellte sich heraus, dass das Sprinten mir am meisten lag. Dennoch übte ich auch noch einige andere Disziplinen aus, denn zunächst wollte ich in Richtung Siebenkampf gehen. Der Siebenkampf besteht aus Hochsprung und Weitsprung, zudem 100m Hürden, 200m und 800m sowie Speerwurf und Kugelstoßen. Diese Vielseitigkeit fand und finde ich noch immer sehr faszinierend.

Das Wichtigste beim Sport ist, dass man sich seiner Stärken bewusst ist. Nach einigen Wettkämpfen wurde mir klar, dass ich über die 200m und die 400m die besten Leistungen ablegte. Und meine Leistungen gingen so weit, dass ich mich für die Nordrhein-Meisterschaften qualifizieren konnte, bei denen ich sogar ziemlich gut abschnitt. Im Laufe der Saison überholte ich mit meinen Leistungen alle Mädels im Verein. Das stieß leider nicht so auf Wohlwollen und Neid kam auf. Aufgrund meiner Leistung fing ich dann an, mit den Jungs zu trainieren. Es ist nicht einfach, mit Neid umzugehen, aber man darf sich nicht unterkriegen lassen und das habe ich auch nicht. Ich habe mich auf meine Stärken konzentriert, denn das ist das Ziel.

Nach einem Jahr intensiven Training bekam ich dann wieder Probleme mit meinen Knien. Nach etlichen Arztbesuchen bei drei verschiedenen Orthopäden war die Diagnose sehr erniedrigend. Aufgrund meiner O-Beine stand meine Kniescheibe etwas schief und verursachte eine Reibung am Knochen. Das Einzige, was mir helfen sollte, war eine Begradigung meiner Beine. Dieser Eingriff hätte jedoch bis zu zwei Jahren dauern können.

Als ich dann bei dem Arzt saß, der mich operieren sollte, sagte er zu meinem Glück, dass er das nicht machen würde. Er schickte mich zu einer wirklich guten Physiotherapie nach Köln. Nach einer vier-wöchigen Behandlung (durch speziellen Muskelaufbau sollte ich meine Kniescheibe stärken) ging es mir immer besser, sodass ich das Training wieder starten konnte.

Ich fand mich sehr schnell wieder ins Training ein. Ich musste mich jedoch auf den Sprint konzentrieren, da viele der anderen Disziplinen eine zu starke Belastung für meine Knie waren, vor allem das Hürden laufen. Dadurch steigerten sich meine Leistungen schneller als erhofft. Auch das stieß mal wieder auf Neid, sodass ich mich darauf konzentrierte meine Leistungen abzurufen und das vor allem durch das Training mit den Jungs, denn der Vorteil bei Jungs ist, dass sie nicht so nachtragend und neidisch sind. Ich will niemanden entmutigen, man könne nicht mit Mädchen trainieren, so ist das nicht, aber es kann nun mal vorkommen. Dadurch sollte man sich nicht unterkriegen lassen!

In der kommenden Saison war ich so fit, dass ich es zweimal schaffte, mich für die Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren. Ich war natürlich völlig aus dem Häuschen. Die Saison verlief super und ich konnte meine Bestleistung über die 400m am Ende der Saison bei den Deutschen Meisterschaften nochmals verbessern. Trotz der Einschränkung mit meinen Knien habe ich es geschafft, das Beste aus meinem Körper herauszuholen.

Das Schöne an dem Sport ist, dass man zwar auch immer mal wieder Rückschläge einstecken muss, sie einen aber stärker machen als man es für möglich gehalten hätte. Ich bin so eins mit dem Sprint, dass ich es nie schaffen würde, es aufzugeben. Der Rausch und das Adrenalin bei den Wettkämpfen sind eine willkommene Abwechslung zur Schule oder dem Studium, aber erfordern auch Disziplin und Durchhaltevermögen.

Mein Tipp an andere:

Lasst euch nicht unterkriegen. Sei es durch eure Leistungen, sei es durch andere, die euch den Erfolg nicht gönnen oder sei es durch euren Körper. Glaubt an eure Stärken, glaubt an euch selbst. Die Leichtathletik ist so vielseitig und bietet so viel, dass jeder einen Platz finden kann. Traut euch, euch mit anderen zu messen und strebt nach immer besseren Leistungen. Euer Körper ist zu so viel in der Lage, ihr müsst es nur entdecken.

Die Leistungen kommen nicht von jetzt auf gleich. Es ist ein langer Prozess, aber scheut euch nicht, diesen Weg zu gehen. Er wird euch noch stärker machen!

Es ist wichtig, dass ihr euch auf die Menschen verlasst, die hinter euch stehen. Sei es Freunde oder Familie. Meine Familie hat mich immer unterstützt und stark gemacht. Das war die schönste Bestätigung, die man bekommen konnte.