Name: Johanna Becker

Beruf: Studentin (Sportwissenschaften Uni Mainz)

Sportbezug: Handballerin, Sportstudentin, Vorstandsmitglied im Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband

Social Media: @johannana_23

Die Eröffnungsfeier der 30. Sommer-Universiade am 3. Juli 2019 in Neapel mit der Deutschen Studierenden Nationalmannschaft

Johannas Story

Angefangen hat mein Weg in den organisierten Sport mit meinem neuen Nebenjob an der Uni. Ich hatte mich entschieden, trotz abgeschlossener Berufsausbildung zur Tischlerin, nochmal was ganz anderes zu machen. Ich begann Sportwissenschaften zu studieren, denn Sport war schon immer meine große Leidenschaft. Erst beim Kacheln zählen im Schwimmbecken, dann unterm Basketballkorb und schließlich auf den Handballfeld (habe auch einiges davon gleichzeitig versucht – was wirklich keine gute Kombination ist).

Doch zurück zu meinem Job, neben meinem neu angefangenen Studium: Die Aufgabe bestand darin, studierende Sportlerinnen und Sportler der Uni zu den Deutschen Hochschulmeisterschaften (DHM) des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) zu entsenden und diese zum Teil auch selbst zu organisieren und auszurichten. Angefangen von Halbmarathon und Marathon, über Taekwondo, Volleyball und Futsal bis hin zu Tennis.

Durch ein Praktikum erhielt ich dann Einblicke in die Arbeit in einem Sportverband. Im Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband organisierte ich sechs Monate lang die Entsendung der deutschen Studierenden Nationalmannschaften zu den World University Championships.

Vom Praktikum und der Arbeit im Verband inspiriert, bewarb ich mich wenige Monate später auf einen Posten im Vorstand, den ich seit November 2018 nun innehabe. Die Arbeit für den Sport, die Organisation und auch die vielfältigen Erfahrungen, die ich dort sammeln kann, sind jeden Zeitaufwand wert. Auch wenn dieser für ein Ehrenamt zum Teil enorm hoch ist und eine Herausforderung darstellt, Uni, Nebenjob und Vorstandstätigkeit unter einen Hut zu bekommen.

Kurz nach Amtsantritt erlebte ich mein bisheriges Schlüsselerlebnis im organisierten Sport: Gemeinsam mit zwei Kollegen war ich auf der Mitgliederversammlung eines anderen großen Verbandes. Während des ersten Abends wurde ich unzählige Male gefragt, wessen Begleitung ich denn wäre. Die ersten Nachfragen habe ich nett weggelächelt und mich dafür rechtfertigt, dass ich auch als so junge Frau stimmberechtigtes Mitglied dieser scheinbar elitären Seniorenrunde war. Der Blick durch den Saal zeigte eindeutig, dass ich den Altersschnitt deutlich senkte und man auch an wenigen Händen die weiblichen Teilnehmenden abzählen konnte.

Der Abend und auch die darauffolgende Versammlung am nächsten Morgen gingen vorbei und ich ärgerte mich über die Nachfragen und darüber, dass ich es zugelassen hatte, mich fehl am Platz und nicht ernst genommen zu fühlen.

Auch wenn ich es immer gewohnt war, mich in „Männerdomänen“ zu bewegen, hatte ich bisher das Gefühl gehabt, gleichberechtigt zu sein. In meinem Ausbildungsberuf zur Tischlerin war ich als Frau eine von wenigen. Hier wurde ich jedoch stets so behandelt, wie meine männlichen Kollegen auch.

Mir hat dieser Abend gezeigt, dass sich im organisierten Sport noch viel tun muss, um es zur Normalität zu machen, dass Frauen auch in Vorständen sitzen, Präsidien leiten, Cheftrainerinnen sind oder andere hohen Ämter übernehmen. Ebenso, wie es Männer auch tun. Ich habe für mich gelernt, dass ich mich nicht dafür rechtfertigen muss, dass ich eine junge Frau bin, die (auch belegt durch Stimmrechte bei solchen Versammlungen) mutig ihre eigene Meinung sagen darf, ja manchmal sogar muss. Ich bin kein besonders lauter Mensch, keine Rampensau, aber ich finde es wichtig, mutig zu sein und auch die Pfade zu betreten, die bisher noch wenige Stöckelschuhe gesehen haben.

Mein Tipp an andere:

Seid mutig, seid stark, seid selbstbewusst und rechtfertigt euch niemals für das, was ihr seid und bisher geschafft habt. Steht immer wieder auf, auch wenn es euch mal aus der Bahn geworfen hat. Nehmt auch Hilfe an, wenn es euch selbst schwer fällt wieder auf die Beine zu kommen. Macht euch gegenseitig Mut und statt aneinander zu zweifeln.