Name: Katharina Mähring

Beruf: Masterstudentin Kommunikationswissenschaften an der Paris-Lodron-Universität Salzburg

Sportbezug: ehemalige Hammerwerferin, Bob-Anschieberin

Social Media: @katharinamaehring

Verein: TSG Heilbronn

Katharina und ihre Partnerin beim Bob-Start

Interview mit Katharina

Welchen Sport hast du bisher gemacht und warum hast du wieder aufgehört?

Ich werde wohl nie in meinem Leben wirklich aufhören mit dem Sport. Ich mache schon sehr lange Leichtathletik und war im Hammerwerfen auch mit Erfolg dabei. Doch Erfolg definiert jeder Mensch anders. Ich war nie erfolgreich genug, um national gefördert zu werden, was bedeutet, dass ich mir neben dem Leistungssport ein zweites Standbein aufgebaut habe. Das Studium hat dann doch auf Dauer die Priorität erhalten (müssen), weshalb dann der Erfolg beim Sport für mich neu definiert werden musste.

Wie und wann kamst du zu deinem Sport?

Sport habe ich schon in den Windeln gemacht. Mit Leichtathletik habe ich mit 12 Jahren beim TSG Bitzfeld angefangen. Mein damaliger Heimtrainer Günter Grieshaber hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als er mich werfen sah. Doch ich hatte Spaß daran und einen Ehrgeiz entwickelt, besser zu werden. Durch meine sportliche Entwicklung durfte ich mit 14 Jahren zu Peter Salzer an den Landesstützpunkt nach Stuttgart. Peter hat mich zu einer vielseitig athletischen Werferin ausgebildet, um mich dann vor das Ultimatum zu stellen: “Du hast drei Disziplinen zur Auswahl. Eine soll es werden.” Peter und ich haben ausführlich analysiert, welche Disziplin für mich in Frage kommt. Damals habe ich mich für das Hammerwerfen entschieden. Um im Hammerwerfen an die Spitze zu kommen, bin ich nach meiner Ausbildung an der Cotta-Schule und dem Württembergischen Leichtathletik Verband nach Berlin gewechselt. Dort trainierte ich Anfangs mit meinem Vorbild Betty Heidler in der Trainingsgruppe, bis sie nach Olympia 2016 aufgehört hat. Der Schritt nach Berlin war für meine persönlich Entwicklung ein wahnsinniger Schritt, für den sportlichen Erfolg allerdings ein Rückschritt. Ich hatte viele verschiedene Trainer, die größtenteils kein Verständnis für ein zweites Standbein für nach dem Sport hatten. Für den Bobsport wohne und trainiere ich aktuell in Salzburg.

Katharina beim Hammerwerfen

Was motiviert dich bzw. was gibt dir der Sport?

Ich träume – wie jede*r Sportler*in – von Olympia. Meine Motivation für den Traum zu kämpfen motiviert von selbst. Auch, wenn die Ziele nicht so hoch gesteckt sind, ist der Olympische Gedanke noch immer sehr motivierend. Vor allem gibt mir der Sport eine Struktur fürs Leben. Schon als Kind habe ich die ethischen Werte des Sports kennengelernt. Gemeinschaft und Spaß stehen absolut im Vordergrund, das ich mit im Sport geknüpften Freundschaften erleben kann. Ich kann mich mit dem Sport absolut identifizieren.

Wie sieht so deine typische Trainingswoche aus?

Ich teile die typischen Trainingswochen gerne in Aufbauphase und Saison. Im Aufbau trainiere ich etwa 6 mal die Woche etwa 2-3 Stunden. In dieser Zeit stehen viele lange Läufe, Kraftausdauer und Stabi auf dem Programm. In der Saison halte ich mich mit 4-5 Trainingseinheiten mit einer Dauer von max. zwei Stunden fit. Hier mache ich dann Sprints und Sprünge, sowie maximale Krafteinheiten. Natürlich sitze ich vor bzw. nach dem Training in den Vorlesungen der Uni oder in der Bibliothek zum Lernen. Auf Reisen zu Wettkämpfen habe ich immer meine Lernsachen dabei.

Wie hast du denn Schule / Arbeit & Leistungssport vereinbart bzw. tust es noch immer?

Die Schule und der Sport sind noch leicht vereinbar. Die Schulen des Spitzensports werden vom OSP (Olympiastützpunkt) mit ihren Sportler*innen unterstützt werden. Ab dem Studium ist es nicht mehr so einfach, ein Doppelleben zu führen. Das Studium verlangt 100% Aufmerksamkeit und der Sport auch. Dazu kommt ein langsam wachsendes Privatleben. Mit einem guten Zeitmanagement bekommt man schon alles unter einen Hut, allerdings leidet Phasenweise natürlich immer wieder das Eine oder Andere.

Haben deine Freunde und Familie dich immer unterstützt / tun es noch?

Ja, natürlich! Ohne die Unterstützung der Familie und die richtigen Freunde geht es natürlich nicht. Mein Freund ist auch überall mit dabei und unterstützt mich, wo er kann.

Wie finanzierst du deinen Sport? 

Die Suche nach Sponsoren ist nie einfach. Ich hatte bisher nur einen einzigen Sponsor für ein Jahr. Ich finanziere mich momentan – wie alle anderen Studierenden – über BAföG. Allerdings reicht das lange nicht für Leben, Studium UND Sport. Ab und zu nehme ich kleine Nebenjobs an, die ich mit dem Studium und dem Sport vereinbaren kann. Einmal im Jahr erhalte ich Sporthilfen – meist von regionalen Stiftungen, die direkt in meine Ausrüstung fließen. Startgebühren, Reisekosten und Trikot erhalte ich von meinem Verein. Danke dafür an den TSG Heilbronn.

Welche Entbehrungen hast du durch den Sport und warum ist es dir das trotzdem wert?

Natürlich habe ich andere Dinge erlebt. Man könnte es Entbehrungen nennen, ja. Manche können es nicht verstehen, wenn ich mir keine Zeit nehme, um ins Kino zu gehen. Meine besten Freunde haben schon Filmklassiker-Listen für mich gemacht, falls ich doch mal Langeweile bekommen sollte. Ich denke, dass ich nichts verpasst habe, sondern einfach durch den Leistungssport Dinge erlebt habe, wozu nicht alle einen Zugang haben.

Katharina bei einer Siegerehrung mit Medaille und Urkunde

Was sind deine größten Erfolge?

Ich wurde Deutsche Jugend Vizemeisterin im Hammerwerfen, wurde sechste bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven im Hammerwerfen und habe Platz 10 beim Europacup Königssee im Bob erreicht.

Was sind deine Ziele für die Zukunft?

Ich trainiere diesen Sommer für eine weitere Europacup-Nominierung. Meine Olympiaträume muss ich wegen dem Studium hinten anstellen, der Traum und Wunsch bleibt aber bestehen.

Außerdem Familie, Haus Hund……..da ich mir jetzt die Weichen für mein Leben nach dem Sport stellen muss. Langfristig wäre es natürlich super, wenn ich eine Möglichkeit finde den Sport auch nach meinem Studium fortzuführen.

Hast du oft mit Vorurteilen zu kämpfen?

In der Jugend war es noch öfter so, dass die Menschen gefragt haben, warum ich mit einer solch dünnen und langen Körperfigur Hammerwerfen könnte. Natürlich war ich unter den Werfern immer sehr schlank, doch beim Werfen geht es schon lange nicht mehr darum, nur Masse zu bewegen. Einmal wurde ich von einem Kind gefragt, ob ich ein Mann oder eine Frau sei. Das war schon irritierend für mich. Heute ist es einfacher, da meine weiblichen Züge unverkennbar sind. Egal, ob ich eine Jogginghose oder ein Kleid trage.

Was sagst du zur medialen Berichterstattung a) über den Bobsport allgemein b) weibliche Bobwettkämpfe c) weibliche Sportlerinnen allgemein?

a) Bobsport ist wohl oder übel in den Medien deutlich interessanter anzuschauen als vor Ort. Die technischen Möglichkeiten der Medien bieten eine Übertragung der kompletten Bahn mit Zwischenzeiten. Vor Ort sieht man nur einen Bob vorbeirauschen und man weiß nicht, wer drin saß.

b/c) Im Frauenbob gibt es weniger Wettkämpfe als im Männerbob. Männer fahren 2er und 4er mit einer sehr großen Mannschaft. Frauen hingegen fahren nur 2er und in einem separaten Wettkampf nun auch Mono. Die Mannschaften der Frauen sind viel kleiner und dadurch auch unbekannter in den Medien. Die Bobs der Männer fahren schneller aufgrund des Gewichts, weshalb die Männer spektakulärer sind.

Wo siehst du Probleme in deinem Sport? Was würdest du ändern / dir wünschen für deinen Sport, um z.B. auch attraktiver für den Nachwuchs zu werden?

Hier beschränke ich meine Antwort auf die Leichtathletik, da ich den Bobsport noch erkunde. Die Probleme der Leichtathletik beginnen – wie in fast jeder Sportart – bei den kleinen Vereinen. Hier fehlt es an ehrenamtlichen Helfer*innen und Trainer*innen. Kaum ein junger Mensch engagiert sich mit Trainerscheinen oder Kampfrichterausbildungen für den Verein. Dementsprechend ist schon von klein auf die Förderung gering. Ich hatte als Athletin immer das Glück, eine engagierte Mama zu haben, die mich überall hin mitgenommen hat. So hatte ich die Chance ein Netzwerk in der Leichtathletik aufzubauen. Diese Chance erhalten leider nicht alle. Talent reicht nicht aus.

Auch die Schulen sollten sensibler mit talentierten Kindern umgehen. Der Schulsport einmal die Woche für zwei Schulstunden reicht nicht aus, um Kinder fit und gesund zu halten. Im Schulsport sollte es auch darum gehen, welche Möglichkeiten ich als Kind habe, in meiner Freizeit Sport zu machen. Kinder sollten nach der Schule noch in der Lage sein, ein Hobby als Ausgleich zur Schule auszuführen, egal ob kreativ, sportlich, technisch, oder etwas anderes.

Ich wünsche mir mehr Fairness – vor allem auf höherem Niveau. Kein Neid der Konkurrenz, sondern Anerkennung und Akzeptanz meiner und anderer Leistung bzw. Erfolg. Auch im Einzelsport ist es schön, ein Team um sich zu haben, zusammen zu trainieren und zu Wettkämpfen zu fahren. Für den Nachwuchs wünsche ich mir auch wieder größere Trainingsgruppen – wie ich es hatte. Eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig motivieren kann. Dazu brauchen wir natürlich auch genug Betreuer*innen.

Du engagierst dich für mehr Gleichberechtigung im Sport. Warum? Wie? Was möchtest du erreichen?

Die ethischen Grundgedanken im Sport sind auch das Image des Sports. Alle, die sich an die Regeln des jeweiligen Sports halten, haben die gleichen Chancen. Des Öfteren habe ich erlebt, dass es wohl doch nicht so ist. Ich wünsche mir, dass der Sport auf höherem Niveau genauso sozial, fair und freudig bleibt, wie das Image des Sports es aussagt. Ein Schritt der Umsetzung ist es auf die Menschen zuzugehen und die Probleme anzusprechen. Mit der Gründung von Equaletics ist ein erster Schritt für eine Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen getan. Doch es gibt noch so viel mehr Ungleichheiten im Sport, die ich nicht alle auf einmal ebnen kann.

Alles was du noch sagen möchtest:

“Wenn du alles gibst, kannst du dir nichts vorwerfen” – Dirk Nowitzki

Mein Tipp an andere:

Geht euren Weg und habt Spaß! Denn: “Aus einem traurigen Arsch kommt kein glücklicher Furz” – Peter Salzer