Name: Tara Schmitz

Beruf: Studentin, Vertretungslehrkraft

Sportbezug: Eishockeyspielerin

Homepage: http://da­men.mad-dogs-mannheim.de/

Facebook: Mad Dogs Mannheim – Eishockey Frauen Bun­desliga

Instagram: tarashmiz

Tara Schmitz in Eishockey Ausrüstung auf dem Eis

Taras Story

Mein Name ist Tara Schmitz, ich bin 22 Jahre alt und spiele für die Mad Dogs Mannheim in der Deutschen Frauen Eishockey Liga (DFEL).

Wie ich zum Eishockey gekommen bin, lässt sich meinem Familienstammbaum entneh­men. Mein Uropa väterlicherseits war Eishockey-Schiedsrichter, mein Opa Eishockey-Trainer und mein Vater war erfolgreich als professioneller Eishockeyspieler. Obwohl ich in einer Eishockeyfamilie aufwuchs und Schlittschuhlaufen lernte, waren meine Hobbys Voltigieren, Ballett und Klavier spielen. Erst als mein kleiner Bruder seine erste Eishockeyausrüstung bekam, interessierten meine jüngere Schwester und ich uns für den schnellsten Mannschaftssport der Welt. Zuerst schauten wir unserem Bruder beim Training zu, bis meine Schwester im Alter von acht und ich im Alter von zehn Jahren unsere Eltern überzeugten, uns beim Eishockeyverein in Wolfsburg anzumelden. Wir drei Geschwister haben quasi gleichzeitig angefangen und spielen seitdem schon 12 Jahre Eishockey.

Wir bekommen bis heute sehr viel Unterstützung von unseren Eltern. Ob es früher das Kutschieren zum Training war oder heute die finanzielle Unterstützung: Ich bin meinen Eltern sehr dankbar. Sie tragen einen großen Teil dazu bei, dass ich nie mit dem Gedan­ken gespielt habe, die Schlittschuhe an den Nagel zu hängen. Des Weiteren ist es die Leidenschaft, wie ich sie noch zu keinem anderen Sport davor empfunden habe, das schnelle Gleiten auf dem Eis, das einem das Gefühl von Freiheit gibt, die vielfältigen Be­wegungsabläufe, die man immer mehr zu perfektionieren versucht, und der Teamgeist, der einen mitreißt.

Rückblickend erinnere ich mich aber auch an unschöne emotionale Situationen, die mich sehr geprägt und gestärkt haben. Gerade als junges Mädchen, in einer Mannschaft mit gleichaltrigen Jungen, hat man es nicht so leicht. Man muss sich seinen Respekt erkämp­fen und sich beweisen.

Tara Schmitz in Eishockey Ausrüstung auf dem Eis

Umso schöner war es, als ich alt genug war, um in einer Frauenmannschaft spielen zu können. Weitere Erfahrungen sammelte ich, umzingelt von Mädchen in meinem Alter in Auswahlmannschaften. Ich war mit vierzehn die Kapitänin der Niedersachen-U15-Aus­wahl und wurde daraufhin zu meinem ersten Länderspiel für die Deutsche-U15-National­mannschaft eingeladen.

In dieser Zeit änderte sich auch meine Einstellung zum Sport. Ich hörte mit allen anderen Hobbys auf, ging in jedes Training und stellte Eishockey an die wichtigste Stelle nach der Schule. Ich zog mit meiner Familie um und wechselte nach Mannheim, wo sich mehr Trainingsmöglichkeiten boten.

Ich lernte früh, meinen Alltag organisiert zu planen. Wenn es nötig war, wurden Hausaufgaben in der Eishalle erledigt und im Mannschaftsbus; auf dem Weg zum Auswärtsspiel wurde für die nächste Klausur gelernt. Viele Freunde verstanden nicht, wieso ich Geburtstagsfeiern absagen musste oder wieso ich nur an bestimmten Tagen mit ihnen Zeit verbringen konnte.

Auch nachdem ich mein Abitur gemacht habe und angefangen habe zu studieren merkte ich, dass ich meine Zeit in andere Dinge investiere als meine Kommilitonen. Unter der Woche Partys feiern und Alkohol trinken kommt für mich nicht in Frage. Sicherlich würden viele behaupten, ich würde etwas in meinem Leben verpassen. Für was lohnt sich das harte Training, das viele Schwitzen, die Zeit, die man investiert, und die Anstrengungen? Meine Antwort darauf wäre: in dem Moment, in dem Du während einer Weltmeisterschaft mit deinen Mannschaftskolleginnen auf der blauen Linie stehst und lautstark mit einem Siegeslächeln die Nationalhymne mitsingst, zahlen sich deinen Bemühungen aus. Außerdem ist für mich das tägliche Training so wie Freunde treffen. Je mehr Zeit man mit seinen Mannschaftskameradinnen verbringt, umso mehr wächst man zusammen, bis man sein Team als seine zweite Familie bezeichnet.

Schon während der Schulzeit lernte ich, dass für mich als Frau eine geringe Wahrschein­lichkeit besteht, dass ich mit dem Eishockey Geld verdienen werde. Ich entschloss mich, an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Sport und Biologie auf Lehramt zu studieren. Dass es eine Herausforderung wird, Leistungssport und ein Vollzeitstudium unter einem Hut zu bekommen, war mir klar. Ich zog in eine Wohngemeinschaft vom Olympiastützpunkt Heidelberg, um kurze Wege zur Uni und zum Training zu haben. Außerdem reizte mich die Tatsache, nur von Sportler*innen umgeben zu sein. Es erwies sich gerade während der Corona-Pandemie als hilfreich: Auch wenn wir aus unterschiedlichen Sportarten kommen, konnte gemeinsam Sport getrieben werden. Ich bin schon am Ende meines Studiums angekommen und froh, dass ich mich dazu entschieden habe, professionell Eishockey zu spielen und gleichzeitig zu studieren. Ähnlich zu der Schulzeit ist Organisation und Fleiß der Schlüssel zum Erfolg. Unter anderem habe ich durch das Eishockey gelernt, diszipliniert auf Ziele hinzuarbeiten.

Als angehende Sportlehrerin und als Assistenten meiner Frauenmannschaft sehe ich es als meine Pflicht, Menschen weiterhin zum Sport zu motivieren und ihnen die Chance zu ermöglichen, sich durch den Sport persönlich weiterzuentwickeln. Ich sehe mich am Ende meiner Sportlerinnenkarriere in einer Sporthalle als Sportlerin und in einer Eishalle als Trainerin gemeinsam mit meinem Vater eine Eishockeymannschaft zu trainieren.

Bevor das eintrifft wünsche ich mir, Deutscher Meister mit meiner Frauenmannschaft aus Mannheim zu werden.

Mein Tipp an andere:

Ich wünsche anderen Sportlerinnen Mut, ihrer Leidenschaft nachgehen, auch wenn ihre Sportart als „Männersport“ klassifiziert wird, Durchhaltevermögen, wenn Ungleichberechtigung herrscht und ich wünsche ihnen ein Ziel vor Augen, für das sich die harte Arbeit und der Ehrgeizig lohnt. Am Ende zählt nicht nur der sportliche Erfolg, sondern auch deine gestärktes Ich, dass Hürden überwunden hat.