Name: Daniela Kösler

Beruf: Personal Trainerin und Physiotherapeutin

Sport: (Cross) Triathlon, MTB, Skating, früher Leichtathletik, Fußball und Basketball

Homepage: www.xtrail-aktiv.de, www.physiobox.info

Eine Gruppe beim Wandern

Daniela’s Story

Geboren 1977 in Memmingen, aufgewachsen in Oberschwaben. Meine Leidenschaft galt von Anfang an dem Sport. Ich habe sehr gerne Fussball mit den Kindern auf dem Boltzplatz gespielt. Bis auf ein weiteres Mädchen war ich fast immer alleine. Mein Opa, der mich von seinem Balkon aus beobachtet hatte, war stolz und hatte mal so am Kaffeetisch frei rausgeplaudert und gesagt, dass ich heute die Beste im Fußball war. Damals war es nicht üblich bei uns auf dem Dorf, dass ein Mädchen mit den Jungs im Verein spielen konnte.

Wochenlang stand ich neben dem Trainer und habe all meinen Mut zusammen genommen und gefragt, ob ich nicht doch mitspielen durfte. Leider ohne Erfolg. Damals war ich vielleicht 9 oder 10 Jahre alt und rückblickend war es die erste Erkenntnis, dass Mädchen und Jungs im Fussball nicht gleichberechtigt sind. Ich habe es damals einfach nicht verstanden und habe es eher persönlich genommen.

Da ich auch in anderen Sportarten nicht schlecht war und Bewegung mochte bin ich dann auf dem Dorf in die Leichtathletik gegangen. Ich habe es auch sehr gerne gemacht, aber Fußball war schon lange eigentlich meine erste Leidenschaft.

Als ich mit 19 Jahren nach Freiburg zog und dort meine Ausbildung zur Physiotherapeutin begann, habe ich Fußball und Basketball gespielt. Über Bezirksklasse und Landesliga habe ich es dann später in Köln nicht hinaus geschafft. Ich habe ja quasi nie ein Technik- und Taktiktraining erfahren….von Beidfüssigkeit war ich weit genug entfernt. Der Zug war als Erwachsene dann einfach abgefahren. Im Nachhinein natürlich sehr schade.

Aus meiner 2. Leidenschaft der Leichtathletik wurde dann später Triathlon. Als ich nach meiner Ausbildung zur Physio noch ein paar Jahre Berufsleben dran hing, wollte ich unbedingt den Traum „Sportstudium“ erfüllen.

Dort habe ich dann alle Sportarten durchgezogen auf die ich Bock hatte. Das war sportlich gesehen meine wertvollste Zeit. Ich konnte ein wenig als Physio arbeiten und Geld verdienen und mit einem elternunabhänggen Bafög parallel dazu ganz viel Sport machen/studieren und durch die tolle Ausbildung in den Seminaren meine Technik weiter verfeinern. Hier begann auch meine Zeit, mich wenigestens im semiprofessionellen Triathlonbereich weiter nach vorne zu bringen. Im Bereich (Cross-)Triathlon habe ich es dann noch ziemlich weit gebracht. Darin stecken die Disziplinen Schwimmen, Mountainbike und Trailrun. Meine Highlights waren definitiv die Amateur WM auf Maui und die heimische WM.

Eine Gruppe beim Training

Rückblickend auf meine sportliche und berufliche Karriere haben mir natürlich auch andere Menschen geholfen. Es waren mehr die Freund*innen als direkt die Familie. Ich habe mich aber auch in vielen Entscheidungen einfach selbst durchgeboxt. Geholfen haben mir wahrscheinlich auch sportliche Vorbilder und Komilitoninnen, die mein Talent für den schnellkräftigen Ausdauersport erkannt haben und mich in den Triathlonverein geschleppt haben.

An der Sporthochschule Köln habe ich Training und Leistung studiert. Das schien mir mit der Physiotherapie eine coole Kombination zu sein. Hier habe ich für ich eine Lücke gefunden, die nur wenige können und die gerade in der Betreuung von Gesundheitssportler*innen so wertvoll ist. Auf diesen Weg haben mir wieder Freund*innen, Patient*innen und Kolleg*innen geholfen. Seit 2012 bin ich nun selbstständig und seit 2018 kombiniere ich Physiotherapie und Training mit einer eigenen Praxis/Mikrostudio und habe 2 weitere Trainer*innen bei mir angestellt.

Geplant war das alles irgendwie nicht, aber es hat mir auch in Bezug auf meine Familie viel mehr Möglichkeiten geschaffen, Beruf, Partnerschaft und Mutter sein prima unter einen Hut zu bekommen. Der Weg dahin hat 10 Jahre Zeit gekostet, aber ich habe daraus viel lernen können und bin sehr glücklich darüber, es geschafft zu haben.

Wenn ich von jüngeren Sportler*innen höre, dass auch sie noch mit Vorurteilen in ihren Sportarten kämpfen (Fussball scheint da ja immer noch total männerdominierend zu sein), dann macht mich das schon sehr traurig. Wir sind immer noch weit davon entfernt, in Sport und Beruf (da zähle ich auch den Triathlon dazu) eine Gleichberechtigung zu haben. Als professionelle Trainerin gab es 2012 für mich nur den Weg als Personal Trainerin zu arbeiten. Mein Eindruck ist, dass ich als Frau nur mit einer eigenen Profikarriere im Sport als Trainerin Chancen habe. Als Quereinsteigerin wie ich es bin, sind ganz schnell die Wege verschlossen. Das war auch im Sportstudium schon so. Allein ein Praktikumsplatz in der Fußballschule zu bekommen, war als Frau 2006 unmöglich.

Ich habe dennoch meinen Weg gemacht und bin zufrieden. Ich hadere nicht mehr mit dieser Ungleichheit, aber es tut mir Leid für die guten Trainerinnen, die es sicher potentiell mehr gibt, als sie in den oberen Ligen vertreten sind. Auch in Individualsportarten kenne ich wenig bis gar keine professionelle Trainerinnen. Wir haben hier eine absolute Schieflage schon in der Ausbildung von weiblichen Nachwuchstrainerinnen obwohl es diese ja an der Sporthochschule gibt. Die Frauen vernetzen sich zu wenig bzw kommen dabei immer wieder unter die Räder. Viele sind spätestens nach den Hauptseminaren entmutigt und orientieren sich zu schnell um, weil sie kein Risiko eingehen können oder sie daran gehindert werden, es zu tun. Das hat viel mit Erziehung von Frauen zu tun, die meistens immer noch in patriarchalen Strukturen aufgewachsen sind.

Ich selbst habe fast 10 Jahre gebraucht, um in meinem Beruf ausreichend Geld zu verdienen. Ich musste immer wieder über berufliche Zwischenstepps meine Selbstständigkeit unterbrechen. Ich hatte eben nicht immer finanzielle Förder*innen, die Durststrecken aufgefangen haben.

„Fan von DIR“ kann sicher das Potential von Frauen im Sport sichtbarer machen. Das ist schon mal ein Anfang. Es braucht aber noch mehr Frauen, die andere Frauen unterstützen. Sonst überlassen wir den „Männern“ weiter das Spielfeld ;-). Wieso sollten Frauen im Sport, die ja durchaus zahlreich als Ehrenamtlerinnen unterwegs sind, nicht auch professionell können?

Also Mädels, lasst euch nicht von euren Träumen abhalten und haltet zusammen. Unterstütz euch sportlich und beruflich und bildet Netzwerke. Macht all das, was Männer jeden Tag tun und wieso sie schneller ihren Traumberuf ergreifen können.

Ich habe mir 2021 vorgenommen, ab sofort nur noch weibliche Trainer*innen für meinen Sportclub einzustellen. Wir beginnen mit der Veränderung einfach von unten an der Basis mit super Qualität und neuen Führungsstilen!