Es kann wohl kaum noch jemand behaupten, dieses „komische Netz“ um das 4 Personen herum hüpfen und offensichtlich großen Spaß haben, nicht schon in irgendeinem Park gesehen zu haben. Das mag wohl daran liegen, dass Roundnet, wie der Sport heißt, sich in den letzten Jahren rasant verbreitet hat.
Immer mehr Menschen probieren die neue Trendsportart aus und die wenigsten kommen wieder davon los. Und dafür gibt es gute Gründe.
Das Sportgerät ist sehr kompakt und lässt sich gut transportieren. Außerdem lässt es sich auf jedem Untergrund aufbauen. Egal ob auf dem Rasen, in der Halle, für eine schnelle Runde am Sandstrand oder im Notfall auch auf Asphalt.
Außerdem sind die Regeln dazu denkbar einfach:
Gespielt wird in Zweierteams mit einem Gummiball, etwas größer als ein Tennisball. Bei der Angabe stehen sich jeweils zwei Personen der gegnerischen Teams gegenüber, danach kann sich aber jede*r frei um das Netz herum bewegen. Innerhalb des Teams darf es maximal drei Ballkontakte geben bevor der Ball wieder auf das Netz gespielt werden muss. Dabei sollte er so getroffen werden, dass die Gegner*innen ihn nicht erreichen können, bevor er den Boden berührt.
Wenn die Regeln einmal verstanden sind, kann der Spaß beginnen. Das Schöne daran ist, dass es zu Beginn egal ist, welches Fitnesslevel man mitbringt. Solange etwas Ballgefühl vorhanden ist, hat man den Bogen sehr schnell raus und kann zeitnah Fortschritte beobachten. Geht man etwas ambitionierter an die Sache heran, gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, sich mit tollen Menschen aus ganz Deutschland zu messen. Dafür werden immer mehr Turniere von den verschiedenen Communities veranstaltet. Es wurden sogar schon Europameisterschaften ausgetragen und die erste Weltmeisterschaft wartet nur darauf, endlich in Belgien stattfinden zu können. Besonders macht den Sport, dass er meist ohne Schiedsrichter*innen auskommt. Fairplay wird hier großgeschrieben. Gibt es Diskussionsbedarf sind die Spieler*innen angehalten diese unter sich auszumachen und dabei respektvoll miteinander umzugehen.
Die Turniere finden in unterschiedlichen Formen statt: es gibt Spieltage, welche in Männerdivisions und Frauendivisions aufgeteilt sind. Außerdem gibt es Mixed Turniere, wobei ein Team aus einer Frau und einem Mann bestehen muss sowie Open Turniere, wobei frei entschieden werden kann, wie das Zweierteam besetzt wird.
Leider ist es momentan noch so, dass bedeutend mehr Männer als Frauen im Roundnet zu finden sind. Um dem entgegen zu wirken, wurde dieses Jahr im Dachverband Roundnet Germany das Referat „Diversität und Inklusion“ gegründet. Ein Ziel ist es, herauszufinden welche Gründe es dafür gibt und wie mehr Frauen ermutigt werden können sich dem Sport anzuschließen und vor allem auch an Turnieren teilzunehmen.
Im März 2020 sollte schon das erste reine Frauenturnier in Frankfurt stattfinden, welches leider wegen Covid-19 kurzfristig abgesagt werden musste. Um so schöner war es, dass im November diesen Jahres spontan ein Roundnet-Frauentag organisiert werden konnte. Dort haben sich 40 Frauen aus 15 verschiedenen Städten aus ganz Deutschland in Kassel getroffen. Es war schön zu sehen, wie viele starke Frauen sich auf den Weg gemacht haben, um gemeinsam einen sportlichen Tag zu erleben und sich gegenseitig zu empowern. Auch in Zukunft sollen mehr Frauenturniere, Frauentage oder vielleicht auch ganze Wochenenden stattfinden. Die Hoffnung besteht, dass dadurch die Spielerinnen eine noch größere Plattform bekommen und somit auch andere Frauen ermutigt werden sich uns anzuschließen.
Momentan lässt sich außerdem ein schöner Wandel im Tunierwesen beobachten. So war es in der Vergangenheit oft der Fall, dass das Frauenfinale als erstes gespielt wurde, und als Höhepunkt und Abschluss des Tages das Männerfinale. Heute wird mehr und mehr darauf geachtet die Frauenspiele genau so wertzuschätzen wie die Männerspiele.
Und die Zukunft lässt schönes erahnen.
Es ist unglaublich, wie viele starke weibliche Persönlichkeiten in unsere Community vertreten sind und auch schön zu sehen, dass immer mehr Männer die Frauenspiele mit Begeisterung ansehen und anfeuern. Es gibt auch einige, die sich explizit dafür einsetzen, mehr Frauen zum Spielen zu motivieren und sie bestärken. Der Sport ist noch sehr jung und hat daher keine alteingesessenen Traditionen. Das macht es einfach, die Strukturen, die uns in Zukunft leiten sollen, mitzugestalten und explizit darauf zu achten, dass unser geliebter Sport für Frauen attraktiv ist, sie wertgeschätzt werden und sich alle Menschen bei uns willkommen fühlen.
Photo Credits:
1 – Ruwen Schröder
2 – Daniel Warner
3 – Nora Haas
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