Name: Anne-Mette Löhndorf
Beruf: Schülerin
Sportbezug: Fußballspielerin & Trainerin
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Anne-Mettes Story
Wie viele andere Kinder wurde ich von meinen Eltern schon mit drei Jahren an den Sport herangeführt. Ich war einmal die Woche beim Kinderturnen und habe dort eine Stunde mit anderen Kindern in meinem Alter herumgehampelt. Da sich meine Begeisterung dafür in Grenzen hielt, meldete mich meine Mutter beim Ballett und beim Schwimmen an und als ich fünf war, wurde bei uns um die Ecke ein Selbstverteidigungsprojekt angeboten. Nach dem Training war ich ausgepowert und mir gefiel es sehr gut. Wir fuhren in Trainingslager und ich absolvierte regelmäßig Prüfungen. Mit Ballett hörte ich nach einem Jahr wieder auf, da mir das zu langweilig war, Schwimmen habe ich länger durchgehalten, schließlich wollte ich noch das Silber-Abzeichen machen, was mir später auch gelang.
Mit sechs Jahren ging ich mit einem Freund zu seinem Fußballtraining. Sein Vater, der Trainer war, lud mich ein mit zu trainieren. Ich fühlte mich unwohl und beschloss, es erstmal nur bei diesem einem Training zu belassen und weiterhin Selbstverteidigung zu machen. Zwei Jahre später, unter denselben Bedingungen, ging ich nochmals zum Fußballtraining und diesmal gefiel es mir sofort gut.
Ich ging regelmäßig zum Training des Suchsdorfer SV und fing an, Fußball mit Begeisterung zu spielen. Nach einiger Zeit hörte ich mit Selbstverteidigung auf, da ich mit Fußball meine wirkliche Leidenschaft entdeckt hatte.
Mein Team war total cool. Wir waren zwei Mädels und viele Jungs. Die Jungs kamen und gingen, wir Mädels blieben. Unsere Mannschaft war nicht die Beste, wir verloren viele Spiele, aber es brachte Spaß. Als Mädchen mussten wir uns von allen, die neu kamen, jegliche Art von Sprüchen anhören. Selbst von manchen Eltern kamen Sprüche, z.B. wenn mein Sohn mit Mädchen spielen muss, wechselt er den Verein. Die ersten Male fühlte ich mich nach solchen Sprüchen unwohl, ich kam nach Hause und wollte mit Fußball aufhören. Meine Eltern munterten mich jedes Mal auf. Sie sagten mir, dass ich mit den Jungs mithalten kann und dass ich mir von denen nichts sagen lassen solle. Ich begann an Selbstbewusstsein zu gewinnen und dachte mir zu jedem der Sprüche meinen Teil und fing an es zu ignorieren.
So spielte ich über die Jahre hinweg in der Mannschaft. Doch irgendwann fand sich kein Trainer mehr. Wir wussten kurz vor Ende der Saison nicht, ob es unser Team in der nächsten Saison noch weiterhin so geben würde. Ich hörte mich nach Alternativen um und traf dabei auf die Mädchenmannschaft des KSV (Holstein Kiel). Holstein hatte nur eine U17-Mannschaft, die in der Landesliga spielte und für die ich mit 14 Jahren eigentlich zu jung war, jedoch lud der Trainer mich zu einem Probetraining ein. Für mich war das eine neue Erfahrung, alle waren mindestens ein Jahr älter als ich und konnten viel mehr als ich. Ich war total begeistert und hatte riesigen Respekt vor all den „Großen“. Als mir der Trainer nach ein paar weiteren Probetrainings sagte, ich könne ins Team, war ich überglücklich.
Jedoch stellte sich kurz darauf heraus, dass sich für meine Jungsmannschaft ein Trainer gefunden hatte. Ich stand vor der Entscheidung, sollte ich weiter weit unten mit den Jungs spielen oder doch lieber etwas Neues wagen und mit einem neuen Team Leistungssport machen. Doch im Endeffekt musste ich diese Entscheidung nicht treffen: Aufgrund des Zweitspielrechtes konnte ich gleichzeitig bei den Jungs und den Mädchen spielen. Insgesamt wurde alles anstrengender. Die Wochen wurden vom Fußball dominiert. Ich hatte täglich Training und samstags spielte ich für Suchsdorf, sonntags dann für Holstein. Für Klausuren lernte ich abends, Hausaufgaben machte ich zwischen der Schule und dem Training. Bis zur letzten Saison sahen meine Wochen so aus, doch dann musste ich aufgrund einer Verletzung die Saison frühzeitig beenden. Die Zeit, die ich während meiner Verletzung nicht beim Training verbrachte, zeigte mir, dass ich viele andere Sachen dafür vernachlässigt hatte. Es ist nicht so, dass mir die Zeit mit so viel Training kein Spaß gemacht hat, nur zurückblickend betrachtet, war es eine ziemlich anstrengende Zeit. Ich beschloss, bei den Jungs aufzuhören, wollte meinen Heimatverein jedoch nicht ganz verlassen und so entschied ich mich, Trainerin zu werden. Der Verein teilte mir eine G-Jugend Mannschaft zu, bei der ich bis zum Ende der letzten Saison aushalf. Den Fußball von dieser anderen Seite zu sehen, war für mich eine ganz neue Erfahrung. Allerdings musste ich mich auch hier erstmal wieder an negative Kommentare gewöhnen.
Im Sommer 2019 nahm ich an der Challenge Academy teil, die aus der Zusammenarbeit der Klitschko Foundation und der Egidius-Braun Stiftung entstanden ist. In der Woche haben deutsche und ukrainische Jugendliche viel über die FACE-Methode von Wladimir Klitschko gelernt. Wir haben viel über uns selbst erfahren, viel gelacht, neue Freunde gefunden und eine Erfahrung fürs Leben gesammelt. Außerdem haben wir gelernt, wie wir andere Leute motivieren können. Dies kann ich z.B. beim Training der G-Jugend anwenden. Ich bin sehr froh, Teil dieses Projekt gewesen zu sein.
Ich trainiere nun seit der jetzigen Saison die G-Jugend Mannschaft des Suchsdorfer SV und spiele selbst für Holstein Kiel. An manchen Wochenenden ist das ein bisschen stressig, jedoch macht es mir immer wieder viel Spaß. Ich bin froh, dass ich mich entschieden habe, Trainerin zu werden, da es – zusätzlich zu meinem eigenen Spiel – viele neue Sichtweisen bringt und ich immer wieder etwas lernen kann. Auch in diesem Jahr freue ich mich auf viele neue Erfahrungen sowohl als Spielerin als auch als Trainerin.
Mein Tipp an andere:
Geht euren eigenen Weg. Verfolgt eure Träume. Lasst euch von nichts und niemanden unterkriegen! Lasst doch alle anderen über euch reden; was zählt ist, dass euch euer Sport Spaß macht und ihr mit Leidenschaft dabei seid. Ganz nach Albert Einstein „Gib das, was dir wichtig ist, niemals auf, nur weil es nicht einfach ist.“
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