Name: Julia Wagner
Beruf: Studentin
Sportbezug: Cheerleading
Homepage: jaguars-cheerleader.com
Instagram: @jaguars.cheerleader
Facebook: Jaguars Cheerleader – Sankt Augustin

Julias Story

Wenn ich an meine Freundin Anna denke, denke ich an Cheerleading. Denn sie war es, die mich 2008 auf den Sport gebracht hat. Ich konnte mir nie wirklich viel unter Cheerleading vorstellen. Allerdings war ich immer ziemlich beeindruckt, wie gelenkig Anna war und dass sie einen Flick Flack springen konnte. Deshalb habe ich sie 2008 auf eine Meisterschaft begleitet – die Regionalmeisterschaft West.

Die Regionalmeisterschaft West – auch RM West genannt – fand damals in Leverkusen statt. Gemeinsam mit meiner Freundin Simone haben wir uns dort das erste Mal Cheerleading live angesehen und waren seitdem begeistert! Überall in der Halle sah man geschminkte Mädels in Kostümen mit einem hohen Zopf mit einer großen Schleife. Aber auch einige Jungs nahmen dran teil. Auf den Tribünen waren jubelnde Fans, die ihre Teams anfeuerten. Und auch Simone und ich haben unsere Plätze eingenommen und schauten gespannt auf die Wettkampffläche. 

Wenn man an Cheerleading denkt, denken viele an Mädels, die bei einem Football Spiel an der Seite stehen, hübsch aussehen und etwas mit den Puscheln schwenken (das darf man sich leider heute auch immer noch anhören). Das war aber nicht der Fall. Stattdessen sah man Mädels, die andere Mädels nach oben gehoben haben – während das Mädchen oben sich verrenkt hat.

Oder Mädels die auf andere Mädels hinauf kletterten und sogenannte Pyramiden zeigten. Das auch Bodenturnen ein so großer Teil vom Cheerleading war, wusste ich gar nicht. So viele Saltos, Flick Flacks und vor allem Schrauben. Da wurde einem schon vom Zuschauen schwindelig. Ich war begeistert!

Trotzdem hat es fast ein Jahr gedauert, bis ich wirklich mit dem Sport angefangen habe. Ich habe mir kurz nach der RM West das Training meiner Freundin Anna angeschaut, aber ich war zuvor sehr verunsichert. Ich war nicht die schlankeste und somit meiner Meinung nach auch kein Cheerleader… Bis mir jemand erklärt hat, dass das tolle an dem Sport ist, dass wirklich jede Körperstatur gebraucht wird! Oben stehen die Mädels, die etwas kleiner sind (diese werden Flyer genannt). Aber dann braucht man ja auch noch Mädels oder Jungs, die den Flyer hochheben. 

Nachdem ich dann ein Training mitgemacht habe, war ich als nächstes von dem ganzen Vokabular überwältigt. Der Sport kommt aus Amerika, somit sind alle Begriffe auf Englisch.

Nachdem die Trainerin alle in eine Gruppe aus jeweils fünf Personen zugewiesen hat, ging es los. Ich sollte mir zunächst die Position der „Base“ anschauen, damit ich das später selber ausprobieren konnte. „Die Bases stehen sich gegenüber, der Flyer geht ins Set. Die Back kann dem Flyer beim Beginning helfen. Wenn der Flyer im Set steht, dippen die Bases mit der Back nach oben in den Elevator. Sobald ihr im Elevator seid, macht ihr eine Cradle und fangt sie auf.“ – Ich verstand nur Bahnhof! – Gut, ganz so extrem war das damals nicht, mir wurde schon alles erklärt, aber trotzdem war ich ziemlich überfordert.

Das Training habe ich dann irgendwie durchgezogen, aber ich bin nicht mehr wiedergekommen. Erst ca. ein Jahr später bin ich durch die große Schwester meiner besten Freundin zu einem anderen Team ins Training gegangen und diesmal bin ich geblieben!

Ich war damals ungefähr 13 und bin mit meiner besten Freundin somit zu den Juniors gekommen. Drei Monate später starteten auch wir auf den RM West, die ich mir nur ein Jahr zuvor staunend angeschaut habe. Bei der RM West treten alle Cheerleader Teams aus dem Westen gegeneinander an. Aufgeteilt zwischen den kleinsten – die Peewees bis ca. 12 Jahre -, den mittleren – die Juniors bis ca. 17 Jahre – und den großen – die Seniors ab ca. 17 Jahre. 

Ich glaube, jeder der richtig im Cheerleading drinnen war, kommt nie wieder von dem Sport weg und kann diese Phasen gut nachvollziehen!

Das „Problem“ am Cheerleading ist, dass du eine perfekte Kombination aus Tanz (wie gesagt, dieser Teil ist mittlerweile so gering, dass man ihn eigentlich nicht mehr dazuzählt), Turnen, Kraftsport, Dehnen, Stunten (so etwas wie Akrobatik, wo die Mädels gehoben werden) hast. Am meisten Spaß macht das Stunten und es ist etwas, was das Cheerleading (meiner Meinung nach) am meisten ausmacht. Das ist der Teil, wo meistens drei Mädels/Jungs den Flyer nach oben heben. Das kann man auch zu zweit machen, was sich dann Two Base nennt. Es geht auch alleine – den Job übernehmen dann meistens die Männer und das nennt sich Partnerstunt (Schwer zu erklären, muss man einfach gesehen haben – es gibt bei YouTube genügend Videos!). Und Stunten geht einfach überall: sei es im Freibad, im Park, auf einem Festival. Es macht einfach süchtig, immer was neues zu lernen und neue Erfolge zu zeigen.

Aber nun wieder zurück zu meiner „Cheerleader-Karriere“: Nachdem sich mein Team 2012 aufgelöst hat (u.a. wegen zu wenigen Mitgliedern), bin ich zu den Jaguars Cheerleadern – Sankt Augustin gewechselt, die sich ein Jahr zuvor gegründet haben. Ich bin bis heute noch bei meiner Jaguars Familie und coache auch einige Juniors. Es gibt auch viele Leute, die erst in unterschiedlichen Teams sind, um ihr „zu Hause“ (sage ich mal so) zu finden oder sich auch einfach weiter entwickeln wollen – ich habe hier mein zu Hause gefunden!

Trotzdem gibt es im Leben eines Cheerleaders immer so einige Phasen.. Ich wollte damals während des Abiturs, das war 2013, eigentlich mit dem Cheerleading aufhören und mich nur auf die Schule zu konzentrieren – hat nicht geklappt. Nachdem ich mir den Arm beim Flick Flack gebrochen habe, wollte ich mit dem Cheerleading aufhören – hat nicht geklappt. Ich habe mein Studium in Siegen angefangen und hatte keine Lust zu pendeln, weshalb ich mit dem Cheerleading aufhören wollte – hat nicht geklappt: ich bin trotzdem gependelt. 

Ich glaube, jeder der richtig im Cheerleading drinnen war, kommt nie wieder von dem Sport weg und kann diese Phasen gut nachvollziehen!
Das „Problem“ am Cheerleading ist, dass du eine perfekte Kombination aus Tanz (wie gesagt, dieser Teil ist mittlerweile so gering, dass man ihn eigentlich nicht mehr dazuzählt), Turnen, Kraftsport, Dehnen, Stunten (so etwas wie Akrobatik, wo die Mädels gehoben werden) hast. Am meisten Spaß macht das Stunten und es ist etwas, was das Cheerleading (meiner Meinung nach) am meisten ausmacht. Das ist der Teil, wo meistens drei Mädels/Jungs den Flyer nach oben heben. Das kann man auch zu zweit machen, was sich dann Two Base nennt. Es geht auch alleine – den Job übernehmen dann meistens die Männer und das nennt sich Partnerstunt (Schwer zu erklären, muss man einfach gesehen haben – es gibt bei YouTube genügend Videos!). Und Stunten geht einfach überall: sei es im Freibad, im Park, auf einem Festival. Es macht einfach süchtig, immer was neues zu lernen und neue Erfolge zu zeigen.

Ein großes ABER gibt es natürlich: die Verletzungsgefahr ist sehr hoch. Ich hatte mir den Daumen gebrochen, den Arm gebrochen, Bänder gerissen, unzählige Zerrungen, Knieprobleme und der krönende Abschluss: einen Bandscheibenvorfall. Bis ich die richtige Diagnose hatte, habe ich gehofft, dass es sich um nichts Ernstes handelt, sondern nur um einfache Rückenschmerzen. Ich habe den Arztbesuch sowieso sehr lange vor mir hergeschoben, aber als ich dann die Diagnose erhalten habe, war das ein ziemlicher Schock für mich. Um die acht Monate habe ich keinen Sport, nur Physiotherapie gemacht und das schlimmste für mich: beim Training nur am Rand zu sitzen. Ein anderer Sport kam für mich einfach nicht in Frage, da mich wirklich nichts Anderes angesprochen hat. Dazu bin ich leider etwas faul und brauche jemanden, der mir in den Arsch tritt, weshalb alleine deshalb so etwas wie Fitnessstudio nicht in Frage für mich kommt.

Ich kann nicht sagen, dass der Bandscheibenvorfall vom Cheerleading kommt, aber vor zehn Jahren wurde einfach nicht so sehr auf die Technik geachtet, wie es heute getan wird. Nur das anschauen alter Videos tut mir schon im Rücken weh. Dazu hatte ich aber auch eine leichte Skoliose und saß durch mein Studium und den Bürojob sehr viel. Aktuell bin ich aber durch das richtige Rückentraining und die saubere Technik wieder fit und im Training. Ich merke zwar, dass ich mich mit zunehmenden Alter häufiger verletze, aber das nehme ich gerne für diesen Sport hin. Meistens sind es auch eher Kleinigkeiten wie Zerrungen oder ein umgeknickter Fuß.. Ich bin gespannt, in welchem Alter ich den Punkt finde, an dem ich aufhören muss. Aber bis dahin will ich den Sport so lange ausüben, wie es nur geht.

Mein Tipp an andere:

Lasst euch nicht von meinen Verletzungen abschrecken! Wie gesagt: Die Technik war vor zehn Jahren meiner Meinung nach einfach nicht vorhanden, weshalb ich meinen Körper eine lange Zeit falsch belastet habe und dazu kamen noch andere Faktoren.

Wenn ihr den Sport ausprobieren wollt, macht es! Aber Achtung: Suchtgefahr!
Es kann am Anfang sehr viel sein, aber die Vielfältigkeit macht den Sport einfach so besonders. Lasst euch nichts von anderen einreden, die den Sport nicht kennen. Vorurteile wird es bei dem Sport leider immer geben, aber spätestens wenn man Videos sieht, sind doch die meisten begeistert.

Wenn ihr wollt, könnt ihr auch oft alleine oder mit einer Freundin bei einem Probetraining vorbeischauen, dann ist das alles schon viel leichter. Aber da Cheerleading ein sehr schöner Teamsport mit viel Vertrauen ist, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die meisten Teams einen sehr herzlich und offen aufnehmen und schnell integrieren. Also habt da bloß keine Angst! Außerhalb vom Training stehen auch oft gemeinsame Aktivitäten wie Teamabende an, bei denen man gemeinsam Pizza bestellt, Feiern geht oder andere Sportarten wie Klettern ausprobiert.

Aber Cheerleading ist auch nicht gleich Cheerleading: Es gibt Teams, die mehr Auftritte absolvieren und auf ein lockereres Training setzen und dann gibt es Teams, die bei Meisterschaften starten und bei denen dementsprechend ein härteres Training auf dem Programm steht. Was für euch das Richtige ist, müsst ihr selbst für euch herausfinden und das geht am Besten durch ausprobieren.

Häufige Fragen sind auch die Voraussetzungen für das Cheerleading: Ob man biegsam sein oder einen Spagat können muss. Darauf gibt es eine eindeutige Antwort: Nein! Ihr müsst nur gewillt sein, immer wieder etwas Neues zu lernen und stets an euch zu arbeiten! Durch das Cheerleading habe ich für diesen Sport und auch für das Leben so viel Disziplin gelernt, wie sonst nirgends. Und das kann mir keiner mehr nehmen!