Name: Nadja Müller
Beruf: Sportstudentin, Fitness- und Poledance- Trainerin
Sportbezug: Pole Dance
Social Media: Nordpole Studio Hamburg

Nadjas Story

6 Jahre ist es mittlerweile her, dass ich das erste Mal an einer Probestunde im Pole Studio teilgenommen habe. Ich war sofort verliebt in diesen Sport. Pole Dance steht für mich für Kraft, Flexibilität, Akrobatik und „Schwerelosigkeit“. Allerdings erfordert es auch jede Menge Durchhaltevermögen und eine gewisse Schmerztoleranz, denn es kann ganz schön unangenehm sein, bei einem Trick sein eigenes Körpergewicht lediglich mit der Kniekehle oder der Ellenbeuge zu halten. Das kann auch schon mal ein paar blaue Flecken, oder wie wir liebevoll sagen: Pole kisses,  geben. Auch die Figuren, die wir an der Stange trainieren, haben ganz hübsche Namen. Vom Superman oder Peter Pan angefangen, über das Seahorse bis hin zum Teddy, kann man sich durch die halbe Märchen- und Tierwelt tanzen.

Wenn ich erzähle was für ein Hobby ich habe, fallen die Reaktionen gemischt aus. Viele Leute sind überrascht und neugierig, weil sie nicht viel darüber wissen, aber nur wenige reagieren negativ oder gar abwertend. Das liegt sicherlich auch daran, dass Pole Dance sich in den letzten Jahren zu einer Art Trendsport entwickelt hat und es immer mehr Studios und Tanzschulen gibt, die diesen wunderschönen Sport verbreiten. 

Dementsprechend hat er sich mittlerweile auch weitestgehend als „echter“ Sport etabliert und wird von den meisten Menschen auch als solcher wahr- und ernstgenommen. Aber natürlich gibt es trotzdem noch die andere Seite und diejenigen, die Pole Dance automatisch und selbstverständlich auch nicht ganz unbegründet sofort in die Erotikschublade stecken. 

Ich erinnere mich an ein Vorstellungsgespräch, bei dem mich der Chef nach meinen Hobbys gefragt hatte. Erstmal hatte ich nur geantwortet, dass ich gerne tanze und erst auf sein weiteres Nachfragen erzählte ich, dass ich Pole Dance mache. Er war sichtlich überrascht und sagte: „Das kenne ich nur aus Table Dance Bars.“ Woraufhin ich mit einem „Aha, daher kommen Sie mir also so bekannt vor“ konterte. Den Job bekam ich übrigens trotzdem 😊

Ab und an werde ich wegen meines Hobbys belächelt und muss mir (besonders von Männern) regelmäßig unnötige oder anzügliche Bemerkungen anhören. Diese sind zwar selten wirklich böse und manchmal vielleicht sogar witzig gemeint, aber meistens eben trotzdem unangebracht und einfach unnötig. (Fairerweise möchte ich an dieser Stelle kurz erwähnen, dass es Männer im Pole Sport auch nicht unbedingt leichter haben und auch mit einer Menge Vorurteile zu kämpfen haben. Aber das ist ein anderes Thema).

Ich denke es ist wichtig sich selbst und auch so manche unüberlegte Kommentare von anderen nicht zu ernst zu nehmen. Da stehe ich komplett drüber, denn in erster Linie tanze ich für mich selbst. Um mich fit zu halten, um mir etwas Gutes zu tun, um Stress abzubauen und um mich wohlzufühlen.  Obwohl ich schon immer Spaß an Bewegung hatte, war ich früher nie sonderlich sportlich. Eher im Gegenteil: Ich war etwas übergewichtig und vor allem sehr schüchtern. Durch Sport und insbesondere durch Pole Dance habe ich nicht nur ein paar überflüssige Kilos verloren, sondern auch an Selbstbewusstsein gewonnen. 

Dass ich sogar selbst einmal Polefitness Kurse gebe, hätte ich damals nie für möglich gehalten. Nun unterrichte ich bereits seit über einem Jahr und genieße es sehr, meine Begeisterung für diesen Sport an meine Teilnehmer/innen weiterzugeben. Es ist total schön zu sehen, welche unglaublichen Fortschritte sie machen und wie sie sich weiterentwickeln. Damit meine ich nicht nur in Hinblick auf ihre sportliche Leistung, sondern auch auf ihr Körper- und Selbstwertgefühl. 

Ich liebe an Pole Dance, dass es so unglaublich vielseitig ist. Es kann sportlich elegant, kraftvoll, emotional, sinnlich und natürlich auch sexy sein. Ob man nun gerne eher viele Tricks und akrobatische Elemente trainiert, den Schwerpunkt auf das Tänzerische legt oder sich gerne von seiner sexy Seite zeigt, ist eine Sache der Persönlichkeit und individuellen Freiheit und bleibt natürlich jedem selbst überlassen. 

Außerdem reizt mich am Pole Sport, dass er mich immer wieder vor neue Herausforderungen stellt und mich immer wieder aufs Neue an meine Grenzen bringt. Aber gerade deswegen ist es umso schöner, wenn man wieder etwas Neues geschafft hat und über sich hinausgewachsen ist.

Ein Leben ohne Pole Dance kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Für mich ist das nicht nur der schönste Sport der Welt, sondern eine Lebenseinstellung. Man muss auch mal aus der Reihe tanzen und manchmal hilft es eine Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Und den hat man definitiv, wenn man kopfüber an der Stange hängt 😊

Mein Tipp an andere:

1. Traut euch etwas Neues auszuprobieren

Das gilt eigentlich allgemein. Das kann, muss aber natürlich nicht unbedingt Pole Dance sein, sondern ein anderer Sport oder irgendwas, das ihr vielleicht immer schon mal gerne machen wolltet, euch aber nie getraut habt. 

2. Lasst euch nicht entmutigen

Nicht von Misserfolgen beim Training und schon gar nicht von der Meinung und den Vorurteilen anderer Menschen.

3. Habt Spaß und gebt euch Zeit

Nicht jeder Trick an der Pole klappt sofort. Manches braucht seine Zeit, vielleicht wochen- oder auch monatelanges Training. Setzt euch nicht unter Druck, sondern freut euch auch über die kleinen Erfolge und seid stolz auf euch. 

4. Seid selbstbewusst 

Poledance oder Polefitness ist für jeden geeignet. Egal ob Mann oder Frau! Egal ob groß, klein, dick oder dünn! Egal welches Alter und welcher Trainingszustand!