Name:  Isabell Thal, Pia Schneider & Luisa Grube

Beruf: Studentin (Isabell & Luisa) & Schülerin (Pia)

Sportbezug: Para Ski Alpin

Zwei Parasportlerin im Schnee, die jubelnd hochspringen.

Interview mit Luise, Isabell & Pia

Hallo ihr drei. Erzählt doch mal: Wie ist euer sportlicher Werdegang und woher kommt eure Liebe zum Sport?

Pia: Ich habe schon immer viel Sport gemacht und Sport hat schon immer einen großen Teil in meinem Leben ausgemacht. Ich hab eine lange Zeit Handball gespielt und bin dann zu Leichtathletik und Orientierungslauf gewechselt. Doch dann musste ich innerhalb kurzer Zeit damit aufhören, als ich plötzlich meine Sehbehinderung bekommen habe. Ich finde es einfach schön, draußen und in Bewegung zu sein. Sport gibt mir das Gefühl, frei zu sein.

Luisa: Meine Liebe zum Sport war auch schon immer da. Seit dem ich klein bin, probiere ich alles aus: Handball, Fußball, usw. Zum Skifahren bin ich durch meine Familie und gemeinsame Skiurlaube gekommen. Mit drei habe ich angefangen, Handball zu spielen und auch Ski zu fahren. Mit sechs bin ich dazu noch Trampolin im Verein gesprungen. Später habe ich dann eher allgemein Fitness gemacht (Laufen und Kraftraining). Beim Fitnesssport bin ich geblieben und jetzt spielt natürlich auch das Skifahren eine wichtigere Rolle in meinem Leben.

Und wie kamt ihr dann zum Parasport?

Isabell: Schon als Kind habe ich immer sehr gerne alles mögliche an Sport gemacht. Ich habe oft Fußball gespielt und mit acht Jahren mit Judo begonnen. Im Judo war ich vor allem in der Jugend sehr aktiv und nahm an vielen Wettkämpfen teil. Neben dem Judo konnte ich mich zudem sehr für das Skifahren begeistern. Zum Skifahren kam ich im Alter von fünf Jahren durch meine Mutter, die selbst sehr gerne Ski fährt. In der Schule wählte ich in der Oberstufe Sport als Leistungskurs, wo ich zudem viel Basketball spielte und meine Leidenschaft für das Laufen entdeckte. Der Leistungskurs machte mir sehr viel Spaß und war schlussendlich der Auslöser, weshalb ich mich für das Studium der Sportwissenschaft entschieden habe. In meinem bisherigen Leben und auch innerhalb des Studiums lernte ich viele verschiedene Sportarten kennen, aber nichts konnte mich so begeistern wie das Skifahren und der Judosport. Da ich aus Bochum komme, kam ich jedoch viele Jahre meistens nur auf 1-2 Skiwochen pro Jahr. In den letzten Jahren fuhr ich jedoch häufiger Ski und mein Interesse am Skirennsport wurde geweckt. Deshalb nahm ich Kontakt zur Nachwuchsmannschaft des Deutschen Para Skiteam Alpin auf, wo ich nun seit Anfang 2020 aktiv bin und an den Bayerischen und Deutschen Meisterschaften 2020 teilnahm.

L: Ich bin durch Noemi Ristau, eine ebenfalls sehbehinderte Skirennfahrerin, zum ersten Mal mit auf einen Lehrgang der Nachwuchsmannschaft gefahren. Sie hatte mir die Kontaktdaten des damaligen Trainers gegeben. Zum Skifahren auf Leistungsniveau hat mich unsere Nachwuchstrainerin Maike Hujara gebracht. Sie ermöglicht uns sehr viel.

P: Ich kam tatsächlich über Luisa zum Paraski. Sie hat an unserer gemeinsamen Schule, der blista in Marburg, zusammen mit Noemi und unserer Trainerin Maike Hujara, Paraski vorgestellt. Weil ich Spaß am Outdoor-Sport habe, konnte ich durch Maike dann an Lehrgängen teilnehmen. Ski ist dadurch zu meiner neuen Sportart geworden und ich konnte und kann meine Fähigkeiten immer noch weiter verbessern.

Eine Parasportlerin mit ihrem Guide kurz vor dem Start.

Wie können wir uns Paraski vorstellen und was macht euch daran so Spaß?

I: Ich fahre Slalom und Riesenslalom im DPS Nachwuchsteam. Aufgrund unserer Sehbehinderung fahren wir mit einem Guide bzw. mit einer Guidin, die uns in einem neonfarbenen Leibchen vorausfährt und uns über ein Headset Kommandos gibt, sodass wir wissen, wann wir z.B. einen Schwung einleiten müssen oder wann Bodenwellen kommen. Das Skifahren macht mir besonders viel Spaß, da es so unglaublich vielseitig ist und mir ein Gefühl von Freiheit gibt, wenn ich die Piste herunterfahre. Man muss zum einen eine gute Technik haben, aber auch die Abstimmung mit dem Guide muss passen. Hinzu kommen koordinative und konditionelle Aspekte, die sehr großen Einfluss auf die Leistung haben. Aufgrund dessen lässt sich das Training auch im Sommer abseits der Piste sehr vielseitig gestalten, sodass ich mich immer zum Training motivieren kann. Außerdem haben wir ein sehr cooles Team mit tollen Trainerinnen und Trainern, was zusätzlich sehr viel Motivation gibt. Generell gibt es im Paraski Alpin drei Kategorien: Sehbehinderte, Steher (z.B. mit Beinamputation) und Monoskifahrer. Je nach Behinderung wird die Zeit für einen Lauf mit einem entsprechenden Faktor multipliziert, sodass beispielsweise Blinde gegenüber denen, die noch etwas mehr sehen können, gleichwertige Chancen haben.

P: Mir gefällt ebenfalls dieses Gefühl von Freiheit am besten, wenn ich auf den Ski stehe und die Piste runterfahre. Aber auch die Abwechslung, da eine Abfahrt nie gleich ist. Und ich kann auch nur bestätigen, dass das komplette Team richtig cool ist, sodass es immer lustig ist und man sich immer auf die Lehrgänge freut. Ich bin sehr ehrgeizig, deshalb motivieren mich Trainingserfolge und natürlich auch die ersten Wettkampferfolge sehr, sodass ich auch immer besser werden will. Je besser ich fahre, desto mehr Spaß macht es auch. Das Team ist auch sehr motivierend und unterstützend.

L: Bei mir ist es ähnlich. Mich motiviert vor allem der Spaß am Skifahren, es gibt mir ein Gefühl von Freiheit und oft auch einen Adrenalinkick. Unser Team ist auch sehr motivierend. Ich möchte immer wieder meine Grenzen austesten, das gibt mir ebenfalls Motivation.

Und wie sieht eure typische Trainingswoche aus?

P: Es ist sinnvoll das zu teilen. Wir fahren vom Herbst bis in den Frühling Ski, dabei haben wir bis zu 2-3 Lehrgänge in einem Monat. Im Winter trainiere ich außerhalb der Lehrgänge dann eher Koordination und mache viel Mobi-und Stabi-Training. Im Sommer trainiere ich eher viel Ausdauer und Ausgleichssport durch Schwimmen, Laufen und Tandem fahren. Zudem ist Krafttraining ein wichtiger Bestandteil. Auf dem Trainingsplan steht wie auch im Winter Stabi und Mobitraining.

I: Ja, genau. Im Herbst, Winter und Frühling sind 2-3 Mal im Monat Lehrgänge über mehrere Tage, bei welchen wir meistens in Österreich mehrere Stunden am Vormittag auf der Piste trainieren und nachmittags Athletiktraining haben. Wenn kein Lehrgang stattfindet bzw. im Sommer trainiert hauptsächlich jeder für sich in seiner Heimat. Aktuell absolviere ich drei Mal die Woche ein Ausdauertraining (hauptsächlich Joggen und Inlineskaten) und an den anderen Tagen der Woche trainiere ich Kraft/ Kraftausdauer. Hinzu kommt ein regelmäßiges Beweglichkeitstraining und Koordinationstraining. Seit Beginn der Corona-Zeit trainieren wir mit der Nachwuchsmannschaft mehrmals die Woche über Skype, was sehr viel Spaß macht. Zudem motivieren wir uns gegenseitig mit verschiedenen Challenges.

L: Bei mir ist es im Winter wie bei den anderen. Im Sommer mache ich auch viel Ausdauertraining und gehe vier Mal die Woche Laufen, Schwimmen oder vor allem Radfahren. Radfahren gibt mir wieder das Gefühl von Freiheit. Außerdem mache ich drei Mal die Woche Krafttraining und Übungen für die Koordination, Mobilisation und das Gleichgewicht.

Haben eure Familie und Freunde euch denn immer unterstützt?

I: Ja, meine Mutter ist selbst sehr skibegeistert, durch sie bin ich zum Skifahren gekommen. Und meine Freunde unterstützen mich auch immer.

P: Ist bei mir genauso, meine Familie ist vor allem radbegeistert. Sie finden es auch sehr schön zu sehen, wie sehr mir der Sport hilft und Spaß macht.

L: Ich wurde ebenfalls sehr unterstützt.

Und wo sind für euch die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede im Sport für Personen mit und ohne Behinderung?

I+L: Wir denken, dass sich der Sport von Menschen mit und ohne Behinderung nicht besonders unterscheidet. Um erfolgreich zu sein, muss im Behindertensport, genauso wie bei den Nichtbehinderten auch, viel und zielgerichtet trainiert werden.

P: Ich finde auch nicht, dass es da so viele Unterscheide gibt. Wir müssen genau so viel trainieren, um unsere Ziele zu erreichen. Wir brauchen vielleicht eine genauere oder andere Erklärung, weil wir es nicht sehen, das heißt jedoch nicht, dass wir es nicht genau so gut können wie alle andern auch. Schlussendlich fahren wir in unserem Fall alle eine Skipiste runter, ob mit Guide, im Mono-Ski oder nur einem Skistock spielt dabei ja keine Rolle. Der Einstieg für uns in den Leistungssport ist tendenziell eher einfacher, da einfach die Konkurrenz weniger ist. Man muss jedoch wie im Sport ohne Behinderung viel trainieren, um erfolgreich zu sein.

Was waren eure größten Erfolge?

P: Platz 2 im Riesenslalom und Slalom bei der DM 2020.

I: Bei mir war es der 3. Platz im Riesenslalom bei den Deutschen Meisterschaften 2020.

L: Ich wurde Dritte beim Europacup in Zagreb 2020 und Zweite bei den Deutschen Meisterschaften 2019.

Euer Trainingsplan ist ja sehr intensiv. Wie vereinbart ihr Schule bzw. Studium und den Leistungssport?

P: Ich gehe ja noch zur Schule und werde für Lehrgänge auf Antrag freigestellt, solange meine Noten und Leistungen stimmen. Meine Schule unterstützt mich beim Sport. Zwar gab es bei mir auch vereinzelt Probleme, jedoch lässt sich sowas meistens klären. Den verpassten Stoff muss ich dann natürlich selbstständig nachholen. Bei Fragen gibt es immer Freunde, die es mir erklären. Wenn ich mal eine Klausur verpasse, kann ich diese nachholen oder ich mache stattdessen eine (mündliche) Ersatzprüfung.

L: Ich habe dieses Jahr Abi gemacht, bis dahin war es mit der Schule gut zu vereinbaren. Ich wurde für jeden Lehrgang freigestellt, bei mir mussten aber ebenfalls meine schulischen Leistungen stimmen. Ich habe Klausuren teilweise auch auf Lehrgängen geschrieben, meine Lehrer waren sehr entspannt. Jetzt werde ich mein Studium beginnen, wie genau es dann wird kann ich nicht sagen, denke aber, dass ich da sehr flexibel bin.

I: Bei mir ist es auf jeden Fall so. Ich kann mir meinen Stundenplan in meinem Studium sehr flexibel gestalten, sodass ich während des Sommersemesters mehr Kurse belege als im Winter.

Wie finanziert ihr euren Sport?

I: Ich finanziere den Sport hauptsächlich über Rücklagen sowie durch die finanzielle Unterstützung meiner Eltern. Vom Verband (BVS Bayern und DBS) werden wir zudem auch unterstützt und zahlen beispielsweise, verglichen mit den Ausgaben, die man sonst für Skipass und Unterkunft privat hätte, recht geringe Lehrgangsgebühren.

P: Bei mir sind es vor allem meine Eltern und meine Familie. Natürlich werde ich auch vom Verband über die Lehrgänge  unterstützt, ohne diesen wäre das Skifahren so für mich nicht möglich.

L: So war es bei mir auch lange Zeit. Jetzt unterstützt mich zum Glück mein Sponsor, die Kreissparkasse Northeim/Flippo Gruppen Leinemann.

Was bedeutet für euch Inklusion?

I+L: Inklusion bedeutet für uns, dass Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt und ohne Vorurteile miteinander umgehen. Dazu gehört für uns auch, dass man von anderen Menschen weder bemitleidet wird, noch gesagt bekommt, was man mit der eigenen Behinderung kann und was nicht.

I: Für mich speziell bedeutet Inklusion zum Beispiel auch, dass ich genauso wie jeder andere auch, Sport studieren kann und meine Sehbehinderung dort kein Problem darstellt.

L: Für mich spielt es beim Handball eine sehr große Rolle. Ich spiele als sehbehinderte, ohne dass irgendjemand daran zweifelt, ob das denn geht oder nicht, Handball. Genau so war es auch beim Schulsport früher. Das zeigt mir einfach, dass man einfach nicht soviel nachdenken, sondern einfach mal machen und ausprobieren sollte.

P: Das man miteinander lebt und auch Sport macht, ganz ohne Vorurteile und Mitleid auf beiden Seiten. Inklusion bedeutet für mich auch, dass man sich gegenseitig unterstützt. Im Breitensport und auch im Schulsport sollte es deutlich mehr Inklusion geben, da beide Seiten sehr viel voneinander lernen können und so auch vorhandene Vorurteile abgebaut werden können. Im Leistungssport ist es jedoch gut, dass es eine Trennung gibt, da einfach die Unterschiede zu groß sind und es somit auch keine gerechte Vergleichbarkeit gibt.

Eine Parasportlerin bei der Skiabfahrt.

Ihr habt es schon angedeutet. Inwieweit schreibt ihr dem Sport eine inklusive Funktion zu?

I+L: Unserer Meinung nach hat der Sport hat ein riesiges Potenzial zur Inklusion, was im Breitensport und im Bildungssystem viel mehr genutzt werden sollte. Wir  denken, dass sich viele Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abbauen lassen könnten, wenn bereits sehr früh Kinder mit und ohne Behinderung miteinander Sport machen würden, da nur so ein selbstverständliches Miteinander zustande kommen kann. Deswegen finden wir es sehr wichtig, Inklusion in Schulen und Vereinen zu fördern und den Trainer*innen und Lehrer*innen entsprechend Imput zu geben, sodass dies funktionieren kann. Im Leistungssport ist eine Trennung zwischen Behinderten und Nichtbehinderten ebenso wie die Trennung in Frauen und Männer notwendig, da es sonst keine Chancengleichheit gäbe. Je nach Sportart und je nach Leistungsniveau halten wir es jedoch trotzdem für sinnvoll, dass Behinderte und Nichtbehinderte zusammen trainieren.

P: Ich finde zudem, dass der Leistungssport die Chance bietet, Menschen mit Behinderung bei Großveranstaltungen in die Öffentlichkeit zu bringen und so der Gesellschaft zu zeigen, dass wir auch zu großen Leistungen im Stande sind. Sport kann auch Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen und ihnen die Welt des Anderen zeigen und so helfen, Schranken abzubauen. Sport hat daher großes Potenzial für eine gute und gelungene Inklusion, jedoch braucht es dafür auch motivierte und engagierte Lehrer und Trainer, die bereit sind, Menschen mit Behinderung mit einzubeziehen, teilnehmen zu lassen und sie zu unterstützen. Zum Teil haben auch viele Menschen so schlechte Erfahrungen mit Vorurteilen und auch Inklusion im Sport gemacht, dass sie sich nicht auf einen neuen Versuch einlassen wollen. Mache habe auch zu wenig Selbstvertrauen seitens ihrer Behinderungen und in ihre Fähigkeiten, sodass Inklusion nicht wirklich möglich ist.

Wie hilft euch persönlich der Sport mit eurer Behinderung umzugehen?

I: Ich konnte früher noch etwas besser sehen, bin aber schon immer sehbehindert und komme damit sehr gut zurecht, weil ich es nicht anders kenne. Ich würde aber sagen, dass der Sport enorm das Selbstbewusstsein steigern kann, weil man sich immer wieder beweisen kann, dass doch fast alles geht, wenn man die Dinge mit Selbstvertrauen angeht.

P: Ich habe meine Sehbehinderung erst vor knapp 3 Jahren bekommen. Sport hat mir dabei geholfen, diese zu akzeptieren und zu lernen, damit zurechtzukommen. Sport ist eine der wenigen Konstanten, die davor und danach geblieben sind. Beim Sport fühle ich mich frei und merke, dass ich noch immer etwas erreichen kann und die Sehbehinderung mir nicht alles nimmt. Im Team bin ich mit vielen Menschen zusammen, die auch ein Handicap haben und jeder einzelne von ihnen zeigt mir, wie viel möglich ist, wenn man an sich glaubt und kämpft.

L: Für mich ist meine Behinderung ganz normal, deshalb würde ich nicht sagen, dass der Sport mir hilft, damit umzugehen, sondern das es mir nochmal zeigt, wie cool mein Leben mit meiner Behinderung ist. Beim Sport mit normal sehnenden Menschen, zum Beispiel beim Handballtraining, gab es nie Probleme. Das zeigt mir wieder, dass ich doch ganz normal bin und dass sich die meisten viel zu viele Gedanken darüber machen, was alles nicht gehen bzw. schief gehen könnte. Ich liebe es, an meine Grenzen zu gehen, was mir auch immer wieder die Motivation gibt.

Habt ihr auch oft mit Vorurteilen zu kämpfen?

I: Die häufigsten Vorurteile beziehen sich auf die Selbständigkeit – wie z.B. dass manche Leute es nicht ganz nachvollziehen können, wie ich mit meiner Sehbehinderung ins Ausland gegangen bin und dort für ein Semester studiert habe. Auch in Bezug auf meine Studienwahl werde ich ab und an mit Vorurteilen konfrontiert, da sich manche Menschen nicht vorstellen könne, dass man auch mit einer Behinderung gut in verschiedenen Sportarten sein kann. Mit Vorurteilen in Bezug auf mein Geschlecht werde ich weniger konfrontiert, was aber, glaube ich, daran liegt, dass die Vorurteile in dem Bereich von denen in Bezug auf meine Behinderung überschattet werden. Generell muss ich aber sagen, dass es oft nicht direkt Vorurteile sind, sondern dass es andere Leute oftmals einfach nur interessiert, wie ich verschiedene Dinge mache und sie mich deshalb danach fragen.

P: Bei mir wird auch oft die Selbstständigkeit in Frage gestellt. Ob man es überhaupt schafft, allein mit dem Zug mit Skiausrüstung zum Lehrgang zu fahren und dabei auch noch ein paarmal Umsteigen muss. Viele können auch nicht glauben, dass ich überhaupt Ski und eine Piste runterfahren kann..

L: Meine Erfahrungen waren und sind da sehr ähnlich.

Gibt es was, was ihr euch für euren Sport wünschen würdet?

I: Ich würde mir wünschen, dass der Behindertensport generell und auch der Para Skirennsport mehr in der Öffentlichkeit thematisiert wird, da so auch ganz viele Vorurteile abgebaut werden könnten und man nicht immer gefragt werden würde, wie man denn überhaupt Skifahren kann, wenn man schlecht sieht.

P: Dass es mehr Gleichberechtigung gibt, vor allem im Bezug auf Übertragungen von Sportereignissen wie Paralympischen und Olympischen Spiele. Aber auch, dass unsere Leistung genauso gewürdigt wird, wie die von Menschen ohne Behinderungen.

L: Da kann ich mich nur anschließen.

Ihr steht ja noch ziemlich am Anfang eurer Karrieren. Welche großen Ziele habt ihr noch persönlich?

I: Sportlich ist mein Ziel an Paralympics teilzunehmen. Beruflich möchte ich meine Bachelor in der Sportwissenschaft erfolgreich abschließen, einen Master machen und einen Job im Sport finden, der mir Spaß macht.

P: Erst einmal möchte ich dieses Schuljahr ein gutes Abi machen und dann ein Studium finden, dass zu mir passt und sich mit dem Sport vereinbaren lässt. Natürlich wäre es sehr schön, eines Tages an den Paralympics teilzunehmen.

L: Bei mir ist es auch die Teilnahme an den Paralympics und natürlich ein erfolgreiches Studium und einen Beruf finden, mit dem ich glücklich bin. Mein nächstes Sportliches Ziel: Paralympics 2022 in Peking.

Habt ihr noch einen Tipp an andere (Para-) Sportlerinnen?

I: Einfach alles ausprobieren und sich nicht von anderen sagen lassen, was man kann und was nicht.

L: Auf jeden Fall immer selbst ausprobieren was geht! Außerdem: An seine eigenen Grenzen gehen, Spaß am Leben haben, versuchen, offen mit der Behinderung umzugehen und sich nicht einschüchtern lassen.

P: Immer an sich glauben, auch wenn es im Moment schwer ist. Es kommen immer bessere Zeiten. Es gibt auch immer Menschen, die einen unterstützen und für einen da sind, egal was los ist. Es ist auch wichtig auf die Menschen zu hören, die an einen glauben und nicht auf die, die einen einschüchtern und sagen, dass man es nicht schaffen kann. Diese wissen meistens nicht, wozu man alles in der Lage ist und was man alles erreichen kann. Auch sollte man immer alles ausprobieren und schauen, was einem Spaß macht und für einen möglich ist.

Info:

Sehbehinderung ist nicht gleich Sehbehinderung. Sie äußert sich unterschiedlich und ist somit auch bei jedem Menschen anders. So können etwa Luisa und Pia beide nur im Zentrum, sprich wie durch eine Klopapierrolle, sehen. Isabell sieht genau umgekehrt, sie sieht im Zentrum nichts, sondern außen. Alle drei Sportlerinnen haben dabei eine geringe Sehschärfe, als würden sie durch Milchglas schauen. Auch hier unterscheiden sich die individuellen Sehschärfen stark von einander. Des Weiteren gibt es noch andere Formen und Begleiterscheinungen wie Farbenblindheit, Nachtblindheit, Blendempfindlichkeit oder blinde Flecken.