Name: Sarah Endres
Beruf: Studentin
Sportbezug: Fußball, Tennis
Instagram: @sv_damen_neuerburg
Sarahs Story
Eigentlich kann ich mich an eine Zeit ohne Fußball in meinem Leben nicht wirklich erinnern. Doch wenn ich ganz weit zurückdenke, gab es sie tatsächlich. Ich war vielleicht gerade 4 Jahre alt und damals waren Body, Tutu und Schläppchen die heiß begehrten Accessoires, wenn es für mich zum Ballettunterricht ging. Passend dazu trug man natürlich den berühmten Dutt. Und trotzdem war ich nie die klassische Primaballerina, deren Welt sich nur um das Tanzen drehte. Zum ersten Mal merkte ich das in der Grundschule: In den Hofpausen war die Klasse eigentlich immer geteilt in Jungs und Mädels. Die Mädchen machten eben „Mädchen-Kram“ und die Jungs, die spielten Fußball – ich anfangs als einziges Mädchen mittendrin.
Damals war das etwas recht Ungewöhnliches, aber es machte mir immer mehr Spaß. Aus diesem Grund wollte ich unbedingt in die Fußball-AG, aber unsere Direktorin fand, dass ein Mädchen dort nichts zu suchen hätte. Jetzt erst recht – dachten wir uns – und suchten eine richtige Fußballmannschaft für mich. Zu dieser Zeit muss ich wohl etwa 9 Jahre alt gewesen sein. Also begleitete ich einen Klassenkameraden zu seinem Fußballtraining und kurze Zeit später war ich Teil der Mannschaft, natürlich mal wieder als einziges Mädchen. Aber mir machte das nichts aus, und das Ballett, das gab es ja auch noch. So liefen meine beiden Hobbys erst einmal eine Weile parallel, bis mir das Kontrastprogramm dann doch zu groß wurde. Nicht, dass mir Ballett keinen Spaß mehr gemacht hätte, aber mit Fußball konnte es einfach nicht mithalten.
Und es hätte nicht besser laufen können, denn schon bald darauf wurde in Wittlich die allererste Mädchen-Fußballmannschaft gegründet. Hier durchlief ich die gesamte Jugendlaufbahn von den E-Juniorinnen bis zu den B-Juniorinnen. Die Wittlicher-Mädels waren damals durch alle Altersklassen hinweg erfolgreich, und wir gewannen auf regionaler Ebene so gut wie alles, was es zu gewinnen gab – unser größter Erfolg war der Aufstieg in die Rheinlandliga. So schafften es ein paar von unseren Spielerinnen auch in die Kreisauswahl und ich durfte mich zu den Glücklichen zählen. Auf einem Auswahlturnier wurde ich letztlich auch für die Rheinlandauswahl gesichtet, allerdings wäre der Aufwand dafür sehr groß gewesen, weswegen meine Familie sich dagegen entschied.
2013 war es dann soweit, dass ich mit 17 Jahren den Sprung in die Damenmannschaft dank Sonderspielerlaubnis hätte wagen können. Doch irgendwie wollte ich mein letztes Jahr in der Jugend noch nutzen. Und da gab es den TuS Issel, der in der Zeitung zu einem Probetraining für die B-Juniorinnen-Regionalliga aufrief. In der Altersklasse ist dies die zweithöchste Liga. Bereits zuvor sind 2 Spielerinnen aus meiner Mannschaft dorthin gewechselt, um höherklassisch Fußball spielen zu können. Ich rechnete mir zwar keine großen Chancen aus, doch am Probetraining musste ich einfach teilnehmen. Und gerade als ich dachte, keine Rückmeldung mehr zu erhalten, meldete sich der Issler Trainer mit den Worten: „Ich würde dich gerne beim TuS Issel sehen. Was hältst du davon?“. Und ich war begeistert! 3mal die Woche Training und am Wochenende, teils weite Fahrten, und nebenbei noch Abitur machen … das hatte es in sich. Aber es hat sich gelohnt – ich habe so viel in dieser Saison gelernt und die Mannschaft war richtig erfolgreich. Wir holten das Triple: den Rheinlandpokal, die Hallenrheinlandmeisterschaft und wir sicherten uns die Meisterschaft in der Regionalliga Süd-West, was für den Verein den Aufstieg in die B-Junioren Bundesliga bedeutete.
Während der Saison half ich zwar auch gelegentlich bei der 1. und 2. Frauenmannschaft aus, dennoch kehrte ich nach diesem aufregenden Jahr wie versprochen in die Damenmannschaft meines Heimatverein zurück, die zu dieser Zeit eine bzw. zwei Klassen tiefer in der Bezirksliga spielte. Aber es zeichnete sich ab, dass dem Frauenfußball insgesamt eine schwierige Zeit bevorstand. Immer mehr Spielerinnen haben aus privaten oder beruflichen Gründen, oftmals da sie zum Studieren wegzogen, dem Fußball den Rücken zugekehrt. Wir hangelten uns von Jahr zu Jahr, erst kam der Abstieg in die Kreisklasse und später hatten wir sogar so wenig Mädels, dass man nur noch eine 9er-Mannschaft melden konnten.
Für mich gab es zu große Ungewissheit, ob das so weiter funktioniert, weswegen ich mich erneut für einen Vereinswechsel entschied. Im Sommer 2019 wechselte ich zur SG Fidei, die Mannschaften in der Regionalliga und Bezirksliga gemeldet hatte. Allerdings merkte ich schnell, dass mir meine Wittlicher-Mädels fehlten. Am schönsten ist es doch immer „daheim“, aber manchmal muss man erst gehen, um das zu merken. Und deshalb kam ich schon ein halbes Jahr später in der Winterpause zurück.
Durch die Corona-Pandemie ist seitdem aber auch nicht mehr alles wie es war. Während des Lockdowns versuchten wir dennoch das Beste daraus zu machen, indem wir von zuhause aus in Challenges gegeneinander antraten, digitales Zoom-Training machten oder allein bzw. in Zweiergruppen laufen gingen. Sofern kontaktfreies Training erlaubt ist, machen wir auch das. Aber es ist alles nicht dasselbe, deshalb hoffe ich sehr, dass bald wieder sowas wie Normalität einkehrt und wir wieder richtig kicken können! Im Verein sind die Weichen auf Neustart gestellt und wir wollen in der nächsten Saison wieder richtig als 11er-Mannschaft durchstarten. Ich kann es kaum erwarten und freu mich total drauf!
Mein Tipp an andere:
Seid mit vollem Herzen bei der Sache, dann kann sich jede Liga nach was ganz Großem anfühlen. Und das wichtigste ist, Spaß zu haben und sich in der Mannschaft wohl zu fühlen. Der Rest kommt dann ganz von alleine.
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