Name: Julia Wilms

Beruf: Polizei-Studentin

Sportbezug: Fußball

Instagram / Facebook: @kaempferherzen

Homepage: https://tfz-kaempferherzen.de

Porträit Julia im Trikot

Interview mit Julia

Wie ist Dein sportlicher Werdegang?

SV Bedburg-Hau:

  • 2014/2015 —> U15 – Kreisklasse
  • 2015/2016 —> U17/1 – Kreisklasse, Leistungsklasse
  • 2016/2017 —> Damen – Kreisliga A
  • Trainerin U15

VfR Warbeyen/TFZ:

  • 2017/2018 —> Damen – Landesliga
  • 2018/2019 —> Damen – Niederrheinliga
  • 2019/2020 —> Damen ZWO – Kreisliga

Woher kommt Deine Liebe zum Sport?

Wahrscheinlich würden die Meisten hier sowas wie ,,Ich war schon immer an Sport interessiert“ oder ,,Ich war schon immer ein sehr aktives Kind“ antworten.

So war es bei mir aber nicht. Ich habe als kleines Mädchen immer mal wieder verschiedene Sportarten wie Schwimmen, Reiten oder Leichtathletik ausprobiert. Doch für mehr als zwei Wochen hat meine Begeisterung dann doch nicht gereicht. Fußball war tatsächlich der erste Sport, der mich gefesselt hat und mich meine Liebe zum Sport entdecken ließ.

Was macht Dir an Deinem Sport besonders Spaß?

Gute Frage….da gibt es so einiges! Zunächst einmal kommt bei mir das typische Dorfkind immer mal wieder durch: Es zu lieben in der Natur zu sein, sich auch (sehr) gerne mal dreckig zu machen, den aufgestauten Frust und Ärger auf dem Platz abladen zu können und nicht das ,,liebe, kleine, nette Mädchen“ von nebenan zu sein.

Es ist jedoch was anderes, ob man ,,nur“ mit dem Vater, dem Bruder oder einem Freund auf dem Bolzplatz in der Nachbarschaft steht, oder ob man mit der eigenen Mannschaft regelmäßig auf einen Fußballplatz aufläuft.

Innerhalb einer Mannschaft entsteht (idealerweise) ein Zusammenhalt, den man kaum sonst anderweitig erreichen kann. Man bereitet sich im Training Tag für Tag, Woche für Woche auf jedes einzelne Spiel vor, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Sonntags kommt es dann zum Showdown…. dann wird zusammen (fair) gekämpft, sich gegenseitig gepusht und entweder zusammen gefeiert oder aber zusammen geweint.

Aber Emotionen hin oder her. Was nie dabei verloren geht, ist der sportliche Respekt gegenüber der anderen Mannschaft. Schließlich darf man auch auf dem Platz gutes Benehmen und Anstand an den Tag legen. Trotzdem muss man sich nichts vormachen. Das schönste Gefühl ist natürlich gemeinsam etwas geschafft zu haben und gemeinsam Erfolg(e) zu erzielen.

Was motiviert Dich?

Die Motivation ist oft ein harter Endgegner. Einen sehr großen Anteil am Erfolg hat dabei der eigene Kopf. Sonntags morgens ,,früh“ aus dem Bett, noch schnell eine Tupperdose mit Brötchen für die Kabine gepackt, einen Kaffee to go und ab zum Sportplatz. Da muss man sich schon das ein oder andere Mal echt überwinden. Doch spätestens dann, wenn man sich der Kabine nähert und die laute Musik zur Einstimmung hört, geht plötzlich alles viel leichter 😀

Ruckzuck ist der Ehrgeiz jeder einzelnen Spielerin, des Trainers und der Mannschaft als Ganzes geweckt. Die Vorbereitung, das Training und der ganze Fleiß sollen belohnt werden. Als Belohnung wünscht man sich natürlich den Erfolg, aber dabei darf auch der Spaß nicht auf der Strecke bleiben.

Was zeichnet Dich als Fußballerin aus?

Also zu Beginn möchte ich loswerden, dass ich es hasse über mich selbst zu reden! 😀 Aber ich werde mal einen Versuch wagen….

Eine wichtige Fähigkeit ist, selbstlos zu sein. Damit meine ich nicht, dass man sich verstecken oder ganz zurücktreten soll, sondern, dass man den Blick für die Mitspielerinnen und die gesamte Mannschaft nicht verliert. Sich also nicht zu fragen ,,Was ist jetzt wichtig für mich?“ sondern ,,Was ist wichtig für die Mannschaft und wie kann ich ihr helfen?“ Diese Hilfe fängt mit Zuverlässigkeit an. Es hört sich hart an, aber in gewisser Weise verpflichtet man sich gegenüber der Mannschaft. Diese Verpflichtung soll jedoch kein Gefühl des Zwanges sein, sondern ein Gefühl der Selbstverständlichkeit.

Zudem würde ich mich als sehr ehrgeizig beschreiben. Wenn ich mir ein Ziel setze, gebe ich alles, um dieses Ziel auch zu erreichen. Dieser Ehrgeiz schlägt jedoch auch sehr oft in Druck um. Druck, den ich mir selber aufbaue und ein Gefühl des Scheiterns verspüre, wenn ich diesem nicht standhalten kann. Das führt immer wieder zu krasser Selbstkritik und fehlendem Selbstvertrauen. Aber naja, es gibt halt immer Baustellen, an denen man arbeiten kann!

Wer sind Deine Vorbilder?

Also wenn ich ehrlich bin, hatte und habe ich gar kein spezielles Vorbild. Ich versuche meine eigenen Ziele zu erreichen und dann bin ich zufrieden…..oder eben nicht 😀

Julia

Wie sieht Deine typische Trainingswoche aus?

Die Trainingstage wechseln ziemlich regelmäßig. Überwiegend waren bisher Montag, Mittwoch und Freitag meine Trainingstage. Aus beruflichen und ab und an auch aus privaten Gründen ist es unvermeidbar, mal einen Trainingsabend ausfallen lassen zu müssen. Doch auch wenn dies der Fall war, habe ich mich (meistens) motivieren können, trotzdem ein bisschen sportlich aktiv zu werden. Statt zwei Stunden Training, waren dann eben nur ein 30-Minuten-Workout oder eine kleine Joggingrunde drin. Trotzdem besser als nichts, denke ich und dadurch hielt sich das schlechte Gewissen dann auch in Grenzen 😀

 Wie kamst du zu den Kämpferherzen?

Also ich war zwar keines der ,,Gründungsmitglieder“ der Kämpferherzen, stieß jedoch trotzdem relativ früh dazu. Angelockt wurde ich durch eine Schulfreundin. Sie erzählte mir in der Schule von ihrem Probetraining und dann ging alles ganz schnell. Nach kurzer Überzeugungsarbeit gegenüber meiner Eltern stand ich schon mit geliehenen Fußballschuhen auf dem Fußballplatz in Bedburg-Hau und konnte es kaum erwarten, mein eigenes Fußball-Outfit zu shoppen. Dazu kam auch, dass ich sowohl den Trainer höchstpersönlich, als auch den Großteil der Spielerinnen bereits kannte. Die Chemie stimmte einfach.

Was ist das Tolle am Konzept?

An dem Konzept TFZ (Talentförderzentrum für Frauen- und Mädchenfußball) begeistert mich vor allem die Möglichkeit, Fußball als Hobby bis hin zum Leistungssport betreiben zu können. Es besteht kein Leistungszwang, sondern es wird eher die Möglichkeit gegeben mit individueller Förderung leistungsorientiert Fußball zu spielen.

Im TFZ ist Platz für jede Altersklasse. Somit entstehen auch keine extrem großen Altersunterschiede innerhalb der Mannschaften. Trotzdem hat man aber auch immer mal die Möglichkeit, in eine andere Mannschaft zu ,,schnuppern“. Dieses Mannschaftsübergreifende bezieht sich sowohl darauf, dass man mal in die nächst höhere Altersklasse schauen darf, als auch, dass Spielerinnen aus der 2. Mannschaft mal Trainingseinheiten mit der 1. Mannschaft absolvieren dürfen. So ist auch der soziale Kontakt und die persönliche Verbindung zwischen den Spielerinnen der verschiedenen Mannschaften ständig vorhanden.

Außerdem steht auch in der leistungsorientierten Abteilung nicht ausschließlich die Leistung im Vordergrund, sondern eben auch die Gesundheit der Spielerinnen. Dafür sorgt der Physiotherapeut unseres Vertrauens 😀

Aufgrund der Kooperation mit anderen Vereinen, insbesondere dem 1. FC Kleve, bietet sich uns die Möglichkeit auf verschiedenen Plätzen spielen zu können. Dafür sind wir besonders im Rückblick auf die letzten Wochen dankbar, als der Rasenplatz unserer Heimat, des VfR Warbeyen, völlig zerstört wurde und unbespielbar war.

Wie hilft es Dir weiter deine Ziele zu verbessern/erreichen?

Jede verfolgt andere Ziele, deswegen kann ich hier jetzt nur für mich sprechen, aber genau auf diese individuellen Ziele wird mit einer individuellen Förderung eingegangen.

Nicht nur die Ziele, sondern auch die Defizite jeder einzelnen Spielerin werden in Form einer Leistungsdiagnostik genau erfasst. Diese wird regelmäßig mit den Mannschaften im ,,Salvea“ durchgeführt. Darauf wird dann eben die jeweilige Förderung abgestimmt und daran angepasst.

Hast Du oft mit Vorurteilen zu tun, weil Du als Mädchen Fußball spielst?

Nein. Also ich höre oft von Mitspielerinnen, dass sie blöde Sprüche gedrückt bekommen oder schräg angeschaut werden, aber davon bin ich bisher verschont geblieben.

Was würdest Du Dir für den Frauen- und Mädchenfußball wünschen?

Ich wünsche mir für den Frauen- und Mädchenfußball mehr Respekt und Anerkennung. Vor allem aber mehr Wertschätzung gegenüber Ehrenamtlichen, die Zeit und Energie (aber trotzdem mit viel Freude und Leidenschaft) opfern, um einen solchen Verein am Leben zu halten. Mit mehr Förderung und Unterstützung von außerhalb könnte man diesen ehrenamtlichen Helfern, Trainern etc. einiges abnehmen und sie deutlich entlasten.

Der Frauen- und Mädchenfußball ist eher so eine Begleiterscheinung in der Sportwelt. Jeder weiß, dass es ihn gibt. Mehr jedoch auch nicht. Anders ist es beim Herrenfußball. Dies wird sich jedoch denke ich (leider) auch nicht ändern. Trotzdem ist der Wunsch da, dass ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt und mehr öffentliche Präsenz ermöglicht wird.

Was sind Deine sportlichen Ziele?

Mein Ziel ist es nach wie vor (seit mittlerweile einem Jahr) meine Verletzungspause von 1 1/2 Jahren aufzuholen. Hier meldet sich wieder der Ehrgeiz, der sich zu einem Druck entwickelt hat und ich echt unzufrieden mit mir selber bin, weil ich es einfach nicht akzeptieren und verstehen kann oder möchte, dass es nach so einer langen Pause einfach Zeit und viiiiiel Geduld benötigt.  Das ist eindeutig nichts für mich….

Trotzdem verliere ich das Ziel, wieder in meine alte Form zu kommen, nicht aus dem Auge. Darüber hinaus ist mein Ziel generell, mich immer weiterzuentwickeln und im wahrsten Sinne des Wortes ,,nicht stehen zu bleiben“.

Neben der Leistung ist aber auch der Erhalt des engen und positiven Zwischenmenschlichen ein weiteres Ziel. Vor allem die vergangene ,,Corona-Saison“ bzw. Hinrunde hatte ich das Gefühl, dass die Mannschaft extrem eng zueinander stand und ein extrem guter Zusammenhalt herrschte. Sowohl auf, als auch neben dem Platz. Das ist extrem wichtig und eine unentbehrliche Grundlage für alles andere.

Was würdest Du anderen Fußballbegeisterten Mädchen raten?

Besonders in jüngeren Jahren lässt man sich gerne mal dazwischenreden und vor allem lässt man sich Dinge wie beispielsweise ,,Fußball ist nichts für Mädchen“ einreden. Ich hoffe die Mädels lassen sich davon nicht abschrecken oder einschüchtern. Habt Mut und folgt eurem Herzen, das sagt meist das Richtige. Und auch wenn es dann wirklich nicht die Erwartungen erfüllt, hat man es wenigstens mal ausprobiert und ließ es nicht unversucht.

Ich würde natürlich jedem Mädchen das TFZ empfehlen und ans Herzen legen, jedoch bin ich jetzt auch parteiisch. Trotzdem freue ich mich für jede Einzelne, die auch in einem anderen Verein ihre ,,Heimat“ findet, solange sie dort glücklich ist und ihr Hobby mit Spaß ausleben kann.

Uns liegt natürlich besonders das TFZ am Herzen, doch trotzdem ist jeder Verein auch auf andere Vereine angewiesen und sollte diese unterstützen wo es nur geht. Klar, ein gewisser Konkurrenzkampf ist da, jedoch auf sportlicher Ebene.

Unser Verein ist ein gutes Beispiel dafür, dass aus etwas Kleinem mit viel Engagement und Herzblut etwas Großes werden kann. Und auch wenn etwas ,,Großes“ entstanden ist, kommt es immer noch auf jedes einzelne Mädchen an, welches ein Teil dessen ist.

Also nur Mut, ihr verpasst sonst was!